7 Jungfrauen

Gestern hätte man das in der Kinowerbung angepriesene 10 for two eines bekannten Eisherstellers auch ohne Probleme unter den Kinobesuchern aufteilen können. Vielleicht lag das auch so ein bisschen an 7 Jungfrauen, der hierzulande in deutscher Synchronisation mit spanischen Radio- und Fernsehgeräuschen läuft.

7 Jungfrauen erzählt die Geschichte von Tano, der anlässlich der Hochzeit seines Bruders für zwei Tage Haftverschonung bekommen hat. Zusammen mit seinem Freund Richi gehört er einer Jugendgang an, die sich am liebsten mit denen aus der Hochhaussiedlung, einer Art Bürgerwehr, Straßenschlachten im kleineren Maßstab liefert. Zumindest gehören Stöcke bei beiden Parteien zur Grundausrüstung. Das bedeutet jedoch noch lange nicht, dass 7 Jungfrauen aus kampfkunsttechnischen Gesichtspunkten wertvoll wäre.

Tanos Bruder fährt normalerweise Eis aus und kümmert sich um die gemeinsame Oma. Doch als Tano nach Hause kommt, will er gleich weg, um sich mit Richi und dann mit seiner Freundin Patri zu treffen. Während so der erste Tag verläuft, wird immer klarer, dass sich Tano und Richi an der Grenze zwischen schiefer Bahn und normalem Leben stehen. So ist ein Spießer, wer arbeitet, besonders wenn man es nur zu einer Hähnchenbraterei bringt. Außerdem kann man sich die notwendigen Statussymbole wie einen 21-Zoll-Fernseher auf legalem Weg eh nicht finanzieren. Da muss dann schon mal die Brieftasche eines Einkaufzentrumsbesuchers dafür herhalten.

Überhaupt versuchen sich die beiden Jungs die Aufmerksamkeit anderer zu kaufen. Da wäre auch das Familienerbstück eines anderen Gangmitglieds, das Tano unbedingt seiner Freundin Patri als Geschenk gibt. So nach dem Motto: Ich habe jetzt so viel für dich ausgegeben, nur um zu zeigen, dass ich dich mag. Tatsächlich bedeutet es ihm nichts, weshalb wahrscheinlich Patri dann auch die längste Zeit seine Freundin gewesen ist. Es erinnert mich irgendwie an Kinder, die in ihrem Kinderzimmer viel zu viel Spielzeug haben, das sie niemals benutzen. Ihre Eltern hatten es aber gekauft, um ihnen zu zeigen, wie wichtig sie ihnen sind.

7 Jungfrauen zeigt die Handlung in fast schon videoartigen Schnittweisen mit zum Teil ungewöhnlichen Kameraperspektiven. Dennoch gibt es von mir nur 5 von gezahlten 6,50 Euro, was aber auch an dem nicht gerade wohltemperierten Kinosaal gelegen haben mag. Durch die etwas unangenehme Kühle um mich herum verstärkte sich die soziale Kälte in 7 Jungfrauen. Zudem wirkte die spanische Sonne in der Gegend um Sevilla noch irrealer.

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