Harbin ist nicht nur die Hauptstadt der chinesischen Provinz Heilongjiang. Sie gilt auch als Ort des besten
Mandarin-Chinesisch. Allerdings scheinen mittlerweile jede Menge Leute aus anderen Provinzen dort hingezogen zu sein. Ich
habe fast eine halbe Stunde gebraucht, bis ich in Bairi yanhuo
(白日焰火), welches in Harbin spielt, jeden Sprecher in der
chinesischen Originalversion verstanden habe. Die Untertitel sind übrigens in akzeptablen Zustand. Ich gehe mal davon aus,
dass in Harbin gedreht worden ist, da auf den Autokennzeichen meist 黑A stand, welches die größte Stadt in Heilongjiang bezeichnet.
Man schreibt das Jahr 1999, wobei sich dieses aufgrund des konservativen Autogeschmacks der Chinesen gar nicht so sehr in der
Modellauswahl niederschlägt. Es ist eigentlich ein Wunder, dass Volkswagen immer noch einen Santana mit einem
80er-Jahre-Design auf die Straßen schicken kann. Zur Handlung sei gesagt, dass in verschiedenen Kohlekraftwerken immer
wieder Leichenteile gefunden werden, was nicht nur die Stromproduktion behindert, sondern auch die Polizei zu Ermittlungen
zwingt. Aufgrund eines Ausweises stellt sich der Tote als Liang Zhijun dar. Der Polizist Zhang Zili ist auf den Fall
angesetzt, wird aber bei einer Schießerei während der Festnahme von Verdächtigen verletzt und gibt seine Arbeit als Polizist
auf.
Im Jahre 2004 trifft Zhang Zili seine alten Kollegen wieder, als sie eine Spur um Liang Zhijuns ehemalige Ehefrau Wu Zhizhen,
ein im Winter Nordchinas ewig verschnupftes Feenwesen, verfolgen. In ihrem Umfeld haben sich in den letzten Jahren mehrere
Morde ereignet, was die Polizei etwas ratlos dastehen lässt. Da Zhang Zili mittlerweile dem Alkohol verfallen ist, sieht er
eine Chance eine richtige Aufgabe zu bekommen und kniet sich in den Fall rein, auch wenn er kein Polizist mehr ist.
Bairi yanhuo erreicht nach etwas schleppenden Anfang eine interessante Komplexität, bei der immer wieder neue Wendungen für
Spannung sorgen. Man könnte fast sagen, die Motivwahl hat fast schon etwas skandinavisches, ein dänischer Verbrecher hätte
wohl nicht anders entschieden. Die Goldene Kamera in Berlin erscheint mir gerechtfertigt. Ich vergebe 15 von gezahlten 8 Euro.