Ich wollte mir jetzt mit Comandante die ultimative Verbindung zwischen Die Reise des jungen Che, The Fog of War und Die fetten Jahre sind vorbei antun. Oliver Stone hat in Comandante nämlich das dienstälteste nichterbliche Staatsoberhaupt der Welt während dreier Tage in insgesamt 30-stündigen Interviews porträtiert - Fidel Castro. Fidel Castro ist seit 45 Jahren an der Macht, und ich glaube, nur noch die Queen mit 52 Jahren Amtszeit dürfte ihn übertreffen.
Wer schon immer wissen wollte, was Fidel Castro über die Cubakrise denkt, was er von dem Film Titanic und Psychiatern hält und warum man nicht unbedingt versuchen sollte, Boris Jelzin unter den Tisch zu trinken, ist in Comandante gut aufgehoben. Irgendwie kann man sich der Persönlichkeit Fidel Castros nicht entziehen, auch Oliver Stone nicht, der den Interviewer gibt. Zumindest deswegen dürfte Comandante in den USA verboten sein.
Comandante läuft in den deutschen Kinos im englisch-spanischen Original mit zu 80% lesbaren Untertiteln. Dabei ist anzumerken, dass alle Äußerungen Castros und Stones von Castros Leib-und-Magen-Übersetzerin simultan ins Englische beziehungsweise Spanische übersetzt werden. Mein Gehirn war nur noch damit beschäftigt, Castros spanisches Genuschel mit der englischen Übersetzung der Übersetzerin und den deutschen Untertiteln abzugleichen, was knapp zehn Minuten vor dem Ende in mir nur noch den Wunsch aufkommen ließ, wann denn Comandante endlich vorbei sei. Deswegen gibt es für Comandante auch nur eine Packung handelsübliches Acetylsalicylsäurepräparat (sprich: Aspirin) zum Preis von 4,45 Euro (unverbindliche Preisempfehlung) für meine Kinokarte von 6,50 Euro.