Dogville
Dogville ist ein fürchterliches Nest genauso wie Max Frisch' Andorra. Was
zum Henker hat Lars von Trier nur dazu bewogen, drei Stunden lang ein
Theaterstück ohne Theater zu verfilmen? Und warum musste es ausgerechnte
Dogville sein? Kein Wunder, dass Nicole Kidman erst einmal alle
Regiearbeiten mit Lars von Trier abgesagt hat.
Dogville sind ein paar Kreidestriche auf dem Boden, die die Häuser der
Bewohner andeuten. Insgesamt gibt es 22 Einwohner, die sich auf diesem
kärglichen Stück Felsen mehr oder weniger gut ernähren. Sie näher zu
beschreiben, würde sich nicht lohnen, da sie brave normale Bürger sind. Der
einzige Weg aus Dogville führt über die Canyon Road, die Dogville mit
Georgetown verbindet.
Eigentlich ein idyllisches Städtchen, wie es uns so im Prolog dargestellt
wird. In den folgenden neun Kapitel ändert sich in Dogville einiges, als
Grace - hervorragend gespielt von Nicole Kidman - dort Zuflucht sucht. Na
ja, Grace muss ja von irgendwas leben, und da es keine Arbeit in Dogville
gibt, wird erstmal eine Art ABM-Stelle eingeführt, damit Grace was zu tun
hat. Damit wird Grace so unersetzlich, dass sie nach einem Fluchtversuch an
ein Eisenrad gekettet wird, damit sie nicht mehr abhauen kann.
Abgesehen von Grace ist auch noch Tom von großer Bedeutung für die
Geschichte von Dogville. Als Möchtegernphilosoph und Schriftsteller meint er
alle Bewohner von Dogville zu verstehen. Er ist auch die treibende Kraft für
die Dorfversammlungen, in denen über Graces Wohl und Wehe entschieden wird.
Da er in Grace verliebt ist, versucht er immer wieder, sein Bestes für sie
zu tun. Dass dadurch Graces Lage nicht viel besser wird, nimmt er jedoch
nicht wahr. Gut gemeint war schon immer das Gegenteil von gut.
Das neunte Kapitel gibt dem Film zum Glück ein befriedigendes Ende. Mehr
Dogville wäre wahrlich nicht zu vertragen gewesen. Sie sind ja alle nur
Menschen und nichts Menschliches soll einem ja nicht fremd sein.
Was Dogville so genial macht, ist der Minimalismus der Kulissen. Türen gibt
es keine, die Schauspieler tun aber so, als wären sie da. Die Turmspitze und
eine Wand reichen aus, um das Missionshaus darzustellen. Besonders komisch
wird es, als der erste Schnee fällt und nur die Straßen mit Schnee bedeckt
sind. Die nur aufgezeichneten Häuser bleiben schneefrei. Obwohl Dogville in
einer Halle aufgenommen worden sein muss, wirkt die Beschränkung auf den
einen Ort nicht störend, sondern eher konzentrierend.
Dogville ist eine große Leistung aller Schauspieler, die es schaffen, mit
wenigen Mitteln die subtilen Lichtveränderungen in Dogville auch
darzustellen. Insgesamt ist Dogville ein sehr verstörender Film, der sich
gerade deswegen lohnt. Komischerweise hat der Abspann so rein gar nichts mit
dem Film zu tun. Oder vielleicht doch? Na ja, kleine Hammerblende am Schluss
eben.
Wie schrieb Dürrenmatt sinngemäß so schön in "Die Wiedertäufer": "Nieder mit
Euch Ungerechten, Euch Undemokraten. - Moment wir sind ja die Ungerechten. -
Nieder mit Euch verdammten Demokraten!" Es lebe Dogville! 10 von 8 gezahlten
Euro.