Nach Aristoteles besteht die Wirkung des Theaters darin, dass das Schreckliche, was auf der Bühne zelebriert wird, zur geistigen Reinigung, Katharsis, des Publikums dient. Nach dem Theaterbesuch sollen die Zuschauer dann ihrer eigenen Schwächen bewußt werden, und etwas dagegen unternehmen.
"Die Entdeckung des Himmels" handelt von einer göttlich vorherbestimmten Geschichte. Wie wir alle wissen, wartet Gott auf nichts anderes, als die Steintafeln der zehn Gebote wieder zurückzubekommen. Dies soll durch einen himmlischen Boten, sprich Engel, geschehen. Da der Weg in den Himmel (wahrscheinlich nach dem sagenhaften Ausflug des Engels Aloisius ins Münchner Hofbräuhaus) eine Einbahnstraße ist, muss dieser himmlische Bote irgendwie gezeugt und dann hochgebeamt werden. Dafür ist ein anderer Engel zuständig, der indirekt die Geburt des Boten zustande kriegen soll.
Da geht natürlich einiges schief: Die Zusammenführung der Eltern von Max Delius hat zwei Weltkriege ausgelöst. Also bekommt der Engel eine Deadline gesetzt. Er hat noch 17 Jahre und 9 Monate Zeit, das Kind durch Max Delius (männlich), Onno Quist (männlich) und Ada Brons (weiblich) zeugen zu lassen, um es dann im Alter von 16 Jahren in den Himmel zu beamen.
Daraufhin folgt eine fürchterlich durchkonstruierte Handlung, die nur durch göttlichen Willen zu erklären ist. Eigentlich müsste man eine realistische Wahrscheinlichkeit für das Eintreffen von 0% ansetzen. Dazu gehört eine spontane Fahrt nach Cuba genauso, wie eine wiederkehrende Konzentrationslagerthematik, da Maxens Mutter in Auschwitz umgekommen sein soll. Mal ganz abgesehen davon, dass es fürchterlich peinlich ist, Personen zuzusehen, die unbedingt ein Kind hinbekommen müssen. Vor der Geburt des Kindes wird natürlich noch das Auto, in dem Max, Ada und Onno sitzen, von einem Baum getroffen, und Ada fällt ins Koma.
Als ob das noch nicht ausreichte, wird Max nach der Entdeckung der negativen Raumzeit quasi als göttliche Bestrafung von einem Meteoriten erschlagen. Onno hat sich mittlerweile nach Rom zurückgezogen. Seine Karriere als Politiker ist nach komprimitierenden Bildern aus Cuba gescheitert. Dort trifft er Quentin, seinem Sohn, der auf seinem göttlichen Auftrag ist, und in die Laterankirche einbricht, um Moses' Steintafeln aus dem Reliquienschrein zu holen. Onno vergißt natürlich seinen Spazierstock, worauf dieser als Moses' Stab, mit dem er das Rote Meer geteilt hat, angebetet wird.
Am nächsten Tag fliegen sie dann mit dem erstbesten Maschine aus Rom weg, und zwar nach Karachi via Tel Aviv. (Ich halte es für fast ausgeschlossen, dass entweder Air Italia, El Al oder Air Pakistan diesen doch äußerst lukrativen Flug anbieten.) Also steigen dann in Tel Aviv aus, und besuchen in Jerusalem den Felsendom. Dort dringt Quentin dann des Nachts ein, ohne von israelischen Militärsperrfeuer niedergemetzelt zu werden, und übergibt Gott die Schrifttafeln, worauf er in einem Wirbel hebräischer Buchstaben sich in Licht auflöst. Klappe zu, Affe tot.
Ich weiß zwar nicht, was sich Harry Mulisch bei diesem Buch ausgedacht hat, aber das Schreckliche, was wir auf der Leinwand sehen, hat beim besten Willen keine kathartische Wirkung. Dass die Welt schlecht ist, hätte uns auch der Papst sagen können. Dafür gibt es 3 von gezahlten 6,50 Euro.