Angry Monk ist nach What the bleep do we (k)now? der zweite Film, den ich gesehen habe,
in dem die Filmemacher ausdrücklich darauf hinweisen, dass der Film die Meinung der Filmemacher und nicht unbedingt der
Interviewten widerspiegelt. Angry Monk ist eine Schweizer Produktion, die im tibetischen, englischen Original sowie
deutschem Kommentar mit gut lesbaren Untertiteln läuft. Im Untertiteln sind die Schweizer recht gut, da die meisten Filme
in deutscher und französischer Fassung laufen. Damit ist Angry Monk der vierte untertitelte Film in Folge, was für mich
einen fast schon außergewöhnlichen Rekord darstellt.
Angry Monk versucht das Leben des Gendül Choepel (1903 – 1951) zu rekonstruieren, soweit das überhaupt möglich ist. In
Osttibet geboren, kam Gendül Choepel mit 4 Jahren in ein örtliches Kloster. Da er ein schlaues Kerlchen war, wird er zu
immer wichtigeren Klöstern geschickt, zuerst nach Labrang, dann nach Lhasa. In der 30er Jahren entschließt er sich, das
Mönchsleben aufzugeben und wandert nach Indien aus. 1945 will er wieder zurück nach Tibet, um das Land zu modernisieren. Er
wird von den Briten als Spion angeschwärzt, kommt für drei Jahre ins Gefängnis, wovon er sich nicht mehr wirklich erholt
und kurz nach dem Einmarsch der Chinesen stribt. Soviel zu Gendül Choepel.
Angry Monk zeigt auf der einen Seite das wieder erstarkte buddhistische Leben in Tibet, mit zum Teil ungeahnten Einblicken
in Tempel und Klöster. Die andere Seite ist der Konflikt zwischen China und Tibet. Mit Hilfe von früherem Filmmaterial
werden Geschehnisse aus der Vergangenheit wiederbelebt. So zum Beispiel Reden Mahatma Gandhis und Mao Zedongs.
Das Verhältnis von China und Tibet war schon recht lange nicht voneinander zu trennen. Man merkt es zum Beispiel daran,
dass Kaiser Qianlong der Qin-Dynastie in Beijing einen großen Lamatempel, den Yonghegong anlegen ließ. Darin befindet sich
die größte stehende Buddhafigur, die je aus einem Stück Holz gefertigt worden ist. Qianlong war vom tibetischen Buddhismus
recht angetan. Auf der anderen Seite sind die Reinkarnationen der Lamas (Dalai-Lama, Pantschen-Lama, etc.) immer wieder von
Beijing bestätigt worden, da Tibet China gegenüber tributpflichtig war. Darauf begründet sich auch der Anspruch Maos, der
alle Gebiete, die zum Ende des chinesischen Kaiserreichs als tributpflichtig waren, als chinesisch angesehen hat. Das gilt
praktisch für den ganzen Westen Chinas, der aus verschiedenen Turkvolk-Khanaten und eben Tibet bestand.
In der Jugend Gendül Choepels war Tibet gerade dabei, sich etwas zu modernisieren. Durch die starke Verbindung von
Buddhismus und staatlicher Leitung genossen die Klöster einen recht großen Einfluss auf die Staatsgeschäfte. Sie waren
große Wirtschaftsbetriebe mit Beziehungen nach China und Indien. Leider starb der 13. Dalai-Lama, als Gendül Choepel in
Indien war und konservative Kräfte drehten die Reformen zurück. Der jetzige 14. Dalai-Lama war einfach zu jung, um etwas
dagegen unternehmen zu können. Das so- die These der Filmemacher – hat dann auch den Einmarsch der Volksbefreiungsarmee
begünstigt, da die Tibeter zu rückständig waren, um sich wehren zu können.
Angry Monk lebt allerdings sehr stark von den Erzählungen Gendül Choepels Verwandten und Freunde, die ein sehr lebhaftes
Bild von den seinen Lebensumständen geben. Dafür gibt es 9 von gezahlten 6,50 Euro.