Wie ich in letzter Zeit erfahren durfte, unterliegt eine Eheschließung in Deutschland besonderen
Formvorschriften, um rechtswirksam zu werden. Sie muss in Anwesenheit der zukünftigen Ehepartner und eines
Standesbeamten vollzogen werden. In der Schweiz scheinen die Anforderungen nicht grundsätzlich abzuweichen. Davon
konnte man sich in Die Standesbeamtin überzeugen. Die Standesbeamtin läuft im schwitzerdütschen Original mit
lesbaren Untertiteln, sofern sie notwendig sind.
Rahel Hubli arbeitet in einem kleinen Schweizer Nest als Standesbeamtin. Allerdings läuft es in ihrer Ehe mit
einem Grafiker nicht allzu gut. Spontane Nachtschichten ihres Ehemannes lassen sie an der Zukunft ihrer Ehe
zweifeln und auch ihr Amtsvorsteher hat schon den Wunsch nach freudigeren Trauungen geäußert. Auf jeden Fall
gehören Rahel Hublis Äußerungen über die Gewässer, die das neue Ehepaar in seinem Boot zu durchschiffen hat,
nicht mehr unbedingt zu den Highlights der Trauzeremonie.
Da trifft es sich eigentlich ganz gut, dass sie ihren alten Kumpel Ben trifft, der unvermutet bei seinem Vater
auf Besuch ist. Mit Ben hatte sie zusammen eine Band namens Raben – aus Ra-hel und Ben – gegründet. Die Zeit in
der Band vor etwa zehn Jahren scheint für Rahel ganz glücklich gewesen zu sein. Ben selbst hatte vor acht Jahren
mit einem unglaublichen traurigen Liebeslied Erfolg in der Schweiz und hat sich 13 Wochen auf Platz 1 der Charts
gehalten.
Leider stellt Rahel nach dem spontanen Besuch bei Bens Vater auf eine Packung Fertigrösti fest, dass Ben momentan
sehr freudige Pläne vorhat: Während seiner Zeit in Berlin hat er das nicht gerade geistig brillierende Starlet
Tinka Panzer kennengelernt und möchte sie jetzt heiraten. Da trifft es sich ausgesprochen gut, dass Rahel eine
gute Freundin von Ben ist und beide trauen soll. Wegen ihrer Kenntnisse der Örtlichkeiten darf sie sich fortan
auch um alle organisatorischen Angelegenheiten kümmern.
Die Standesbeamtin ist eine sehr amüsante Komödie mit leichten Schwächen in der Konsequenz der Story – das lässt
sich bei Komödien leider nicht immer vermeiden. Freunde nicht-subtilen Humors werden bestens bedient. Als Wertung
würde ich mal eine große Portion Tiramisu in dem italienischen Restaurant, das die Hochzeitsfeierlichkeiten von
Ben und Tinka ausrichten soll, für meine Kinokarte von 7 Euro vorschlagen. Allerdings nur unter der Bedingung,
dass das Tiramisu nicht aufs Haus geht.