Die Summe meiner einzelnen Teile

Der Psychiatriefilm ist bekanntermaßen ein völlig vernachlässigtes Genre. - Okay, ich gebe zu der deutsche Vietnamkriegsfilm hat ein noch schlechteres Renommee (<- ist das ein Ergebnis der neuen deutschen Rechtschreibung?). Hans Weingärtner hat mit Das weiße Rauschen schon mal einen Psychiatriefilm hingelegt. In Die Summe meiner einzelnen Teile geht es jedoch nicht darum, wie man langsam in eine psychiatrische Anstalt hineinkommt, sondern wie man nach erfolgreicher Entlassung wieder dort landet. - Gibt es eigentlich den Terminus "Drehtürpsychiatrie"? Egon Olsen von der Olsen-Bande war ja ein Superbeispiel für den "Drehtürknast".

Michael Blunt war Mathematiker bei einer großen deutschen Versicherung in Berlin. War deswegen, weil sich nach sechs Monaten Aufenthalt in der Psychiatrie wegen einer zu großen Arbeitsbelastung sein Arbeitgeber weigert, ihn wieder einzustellen. Die nächsten Wochen dämmert Blunt so vor sich in der vom Amt organisierten Wohnung her, organisiert sich Wodka, verschläft den Tag. Zur gleichen Zeit verliert ein kleiner Junge aus der Ukraine, der in Berlin wohnt, seine Mutter infolge von Wodka- und Tablettenkonsum. Er verdient sich in den nächsten Wochen sein Geld mit dem Sammeln von Pfandflaschen.

Nach einigen Wochen klingelt der Gerichtsvollzieher bei Herrn Blunt, um die Wohnung zu räumen. Die Mietrückstände sind zu hoch geworden. Ihm bleibt nichts Anderes übrig, als wohnungslos in einem verlassenen Haus einzuziehen. Dort trifft er auch den ukrainischen Junge, dem er bei einem Angriff von ein paar Jugendlichen zur Seite steht. Fortan bleiben beide zusammen und als sich das Lager in dem verlassenen Haus nicht mehr halten lässt, ziehen die beiden in den Wald, wo sie in einer Hütte leben.

Die Summe meiner einzelnen Teile lebt von einer interessant gemachten Handlung, die von der Darstellung des Michael Blunt lebt, der zunehmend verwahrlost. Allerdings ist dieser Michael Blunt irgendwie noch zu gepflegt. Am meisten ist mir dies aufgefallen, als sich Blunt mit nacktem Oberkörper ins Gras fallen lässt. Das Gesicht mit dem Vollbart passte schon nicht mehr zu dem perfekt rasierten Körper. Sehen so Leute aus, die im Wald leben, Halluzinationen haben, weil sie nicht mehr ihre Tabletten nehmen, und sich nicht richtig waschen können? Vielleicht lässt sich so etwas einfach nicht zeigen.

Von mir gibt es 7 von gezahlten 7 Euro und eine Runde Mitleid für die Zahnarzthelferinnenauszubildende (ich glaube nur die deutsche Sprache ist zu solchen Worten fähig), weil das Thema an sich auch harte Kost ist.

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