Die Unbeugsamen

Auf der Suche, warum ich gerade mich so viel mit Geschlechtergerechtigkeit auseinandersetzen darf, hat mich Die Unbeugsamen ein ganzes Stück weitergebracht. Denn aus heutiger Sicht wirkt es krass, dass die Frauen-Union Mitte der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts Helmut Kohl nur durch einen Trick den zweiten weiblichen Ministerposten im Kabinett aus den Rippen leiern konnte. Die damals auserwählte Rita Süssmuth war dem Patriarchen aus Oggersheim auch nicht lange recht, weil sie einen eigenen Kopf hatte. In diesem Umfeld bin ich aufgewachsen, ohne zu merken, wie sehr es mich geprägt hat.

Wie Die Unbeugsamen zeigt, war es in den Jahrzehnten nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland um die Frauenvertretung im Parlament schon nicht gut bestellt, aber eine Ministerin war geradezu unvorstellbar. Deswegen mussten die Frauen in der CDU auch schon 1961 den ersten Ministerposten für eine Frau durch die Blockade des Sitzungssaals, in dem die Koalitionsverhandlungen stattfanden, durchsetzen. So verwundert es nicht, dass die rein weibliche Fraktionsführung der Grünen im Jahr 1984 beim politischen Gegner Phantasien vom Untergang des Abendlands hervorrief. Auch stieß die Beschäftigung mit Frauenthemen auf massive Widerstände der Männer. Selbst der FDP ist es nicht ganz geheuer, als eine Frau in einem demokratischen Prozess die Führung der Jungliberalen übernimmt.

Die Unbeugsamen erzählt die Geschichte mal andersherum und ehrlich gesagt waren die Zeiten der beiden Helmuts, nämlich Schmidt und Kohl, bei weitem nicht mehr so modern, wie sie zum Teil im Nachhinein gefärbt wurden, sondern sehr konservativ. Ein bisschen moderner als die Zeiten zuvor war es vielleicht schon. Dennoch kann eine Hannelore Kohl einem schon leidtun, wenn ihr von einem männlichen Journalisten die Provinzialität ihres Ehemanns aufgestempelt wird. Auch die Kommentare von damals angesehenen Politikjournalisten über Frauen in den Parteien sind aus der jetzigen Sicht nur schwer verdaulich. Von mir gibt es 15 von gezahlten 9 Euro für die Erkenntnis, dass wir nicht immer die Gegenwart auf die Vergangenheit projizieren sollten.

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