Als ich über Weihnachten wieder mal in Freiburg war, hat sich ganz überraschend noch ein Kinonachmittag ergeben. Im
Oktober war Heimatklänge noch ausverkauft. Jetzt hat es geklappt, da die einzig verfügbare Kopie momentan zu Arrest im
Friedrichsbau in Freiburg verdonnert worden zu sein scheint. Heimatklänge ist ein Schweizer Film im schwitzerdütschen,
englischen und mongolischen Original mit gut lesbaren Untertiteln, die ausnahmsweise mal nicht von der Gerhard Lehmann AG
stammen.
Im Mittelpunkt von Heimatklänge stehen drei Schweizer, die den Umgang mit dem Jodeln auf den Kopf stellen: Christian
Zehnder, Erika Stucky und der Noldi Alder. Christian Zehnder hat nach einer Phase der Sprachlosigkeit sich auf nonverbales
Singen mit Alphornbegleitung (auch umgebautem Alphorn) spezialisiert. Dabei hat er auch Anleihen aus dem mongolischen
Obertongesang integriert, so dass wir ihn auch kurz bei einer Stippvisite bei Huun-Huur-Tu in der Mongolei sehen. Seine
persönliche These ist, dass man zu seinen musikalischen Wurzeln zurückkehren muss und das bedeutet, den Bergen etwas
entgegenzusetzen. In der Schweiz gebe es ja nur so viele skurrile Leute, weil die Berge einem sonst aufs Gemüt schlagen.
Bei Erika Stucky sieht die Sache etwas anders aus. Mit acht Jahren hat man sie aus dem Kalifornien der Hippiezeit ins
Wallis verpflanzt und seitdem hat sie sich von dem etwas unschweizerischen Wunsch, Hula-Tänzerin zu werden, nicht ganz
trennen können. Die Abschnitte mit ihr geben einen recht interessanten Einblick in das Innenleben einer amerikanischen
Schweizerin, oder wie sollte man sie nennen?
Noldi Alder hat als kleiner Bub in einer traditionellen Appenzeller Musikgruppe, den Alderbuebe, mitgespielt, die auch
Auftritte in Japan hatte. In den achtziger Jahren er sich dann von seinen Brüdern getrennt, um etwas anderes zu machen. Es
hat definitiv nichts mehr mit volkstümlicher Musik zu tun, lässt sich aber nicht ganz genau einordnen. Seinem Vater
scheint es zu gefallen, seinen Brüdern weniger.
Heimatklänge ist musikalisch recht interessant und auch für einige Lacher gut. Ich selbst hatte mir nach dem Trailer etwas
mehr erwartet. Deshalb bleibt die heutige Wertung bei den gezahlten 6,50 Euro.
Guten Rutsch ins neue Jahr!