Ich habe gestern Human Nature im englischen, französischen, spanischen, deutschen und russischen Original mit gut
lesbaren Untertiteln gesehen und war ziemlich überrascht, dass ich bislang von dieser Thematik nicht viel gehört habe.
Human Nature beschäftigt sich damit, wie weit die Menschheit ist, an ihrem eigenen Erbmaterial herumzudoktern. Es kommen
verschiedene Experten zu Wort, die in den letzten fünf Jahren zu Koryphäen auf diesem Gebiet geworden sind. Und es waren nur
fünf Jahre, in denen man solche Erkenntnisse sammeln konnte. Denn vorher war DNA-Sequenzierung einfach zu teuer. Es ist also
eine echte Revolution im Gange.
Mit der Entdeckung von CRISPR (Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats) und dem dazugehörigen
Schneidewerkzeug CAS9, lassen sich beliebige DNA-Abschnitte ersetzen. Man könnte durch diesen Mechanismus zum Beispiel mit
dem Gendefekt für Sichelzellenanämie befallene Zellen reparieren, indem man die falsche Gensequenz austauscht. An
entsprechenden Verfahren wird geforscht. Auch Abstoßungsreaktionen bei Schweineorganen können so wegdesignt werden.
Human Nature zeigt aber auch die ethische Seite der neuen Möglichkeiten. Forscher mit europäischen Wurzeln tendieren dazu,
die Natur mal machen zu lassen. Forscher mit asiatischen Wurzeln probieren eher das Machbare aus. Ein Chinese hat mich jedoch
wirklich irritiert. Er möchte nicht in die Nähe des Eugenikprogramms der Nazis gebracht werden, zitiert jedoch nebenbei mal
leicht abgewandelt Mao mit einem Satz, der auch für Tote in zweistelliger Millionenhöhe steht. Auch die moralischen
Positionen werden klar, insbesondere wenn man erfährt, warum die Spermabank der Nobelpreisträger nicht funktioniert hat.
Ich finde es erschreckend, dass ich Human Nature geradezu nachjagen musste, weil Human Nature nur an Samstag- und
Sonntagnachmittagen gezeigt worden ist. Für die umwerfende Klarheit über die wissenschaftlichen Errungenschaften gibt es von
mir 15 von gezahlten 10 Euro.