Es ist immer wieder überraschend, über welche Themen man Dokumentarfilme drehen kann. Für Kinshasa Symphony
haben sich die Kameraleute in die Demokratische Republik Kongo (früher auch mal als Zaire bekannt) begeben, um das
einzige Symphonieorchester Afrikas bei der Arbeit zu filmen. Dementsprechend läuft Kinshasa Symphony im englischen,
französischen, deutschen und Lingala-Original mit gut lesbaren deutschen Untertiteln.
Armand Wabasolele Diangienda hält mit dem Orchestre Symphonique Kimbanguiste das Erbe seines Großvaters Simon
Kimbango hoch. Ursprünglich war er einmal Pilot, doch nun ist das einzige Symphonieorchester Afrikas in Kinshasa,
der Hauptstadt des Kongos, sein Baby. Infolge der Kriegswirren der letzten Jahre hat es bei fast jedem die
Biographie durchgeschüttelt. So kommt es, dass ein Mechaniker als Apotheker arbeitet und alle Orchestermitglieder
neben ihrem musikalischen Hobby noch einen weiteren Beruf haben. Neben den Biographien hat es auch die Instrumente
erwischt. Mittlerweile stellen die Kongolesen ihre Streichinstrumente selbst her. Armand hat dafür seinen eigenen
Kontrabass geopfert und auseinandergenommen. Andere Widrigkeiten sind zum Beispiel die unzuverlässige
Stromversorgung, so dass einer der Bratschisten nebenbei noch die Aufgabe des Chefelektrikers hat.
Kinshasa Symphony zeigt die irreal anmutende Idee, mitten im Dschungel einer total chaotischen Stadt so etwas
Strukturiertes wie ein Symphoniekonzert umzusetzen. Kinshasa hat mich ein wenig an Xi’an vor zehn Jahren erinnert,
nur dass die Infrastruktur noch um einiges schlechter ist: Kein befestigten Straßen, nachts nur spärliche
Straßenbeleuchtung, zum Teil überlasteter Verkehr, keine öffentlichen Busse. Der ganze Verkehr wird mit
Minibussen abgewickelt, wobei gefühlt der Hauptteil immer noch mit altertümlichen Fabrikaten von Volkswagen
(sprich Bulli und seine Nachfolger) abgewickelt wird. Vor diesem Hintergrund ist es geradezu ein Wunder, dass es
Mitglieder des Orchesters rechtzeitig zu den Proben schaffen. Eine Chorsängerin steht zum Beispiel jeden Morgen
um 4:30 Uhr auf, um Eier für ihren kleinen Marktstand zu kaufen. Dennoch rafft sie sich abends noch auf, um zu den
Proben zu kommen.
Kinshasa Symphony ist ein irgendwie leise inspirierender Film, der Einblicke in das Leben ausgewählter
Orchestermitglieder gibt. Gleichzeitig zeigt Kinshasa Symphony die unheimliche Macht der Musik, die die Leute
selbst im Kongo zu solchen Leistungen treibt. Von mir gibt es dafür 10 von gezahlten 7 Euro.