Manbiki Kazoku, was auf Japanisch die Klau-Familie bedeutet, ist das neueste Werk von Hirokazu Kore-Eda, meinem
Lieblingsregisseur. Gestern habe ich die japanische Originalversion mit gut lesbaren Untertiteln gesehen. Der deutsche Titel
Shoplifters ist dann nicht so weit vom Original entfernt.
Die Familie Shibata wohnt in einem winzigen Haus wahrscheinlich irgendwo in Tokyo. Das Haus ist für die fünf Personen des
Mehrgenerationenhaushalts bestehend aus Oma, Vater, Mutter, Schwester der Mutter und Sohn etwas zu klein. Der Sohn haust in
einer Art Schrank, wo er eine Holztür vorziehen kann. Die finanzielle Lage ist eher etwas prekär. Die Oma hat zwar eine
Rente, aber der Vater ist Tagelöhner, die Mutter arbeitet als Büglerin in einer Reinigung, so dass fehlende finanzielle
Ressourcen durch den Klau von Waren ausgeglichen werden. Als der Vater und Sohn im Februar erfolgreich von einem Fischzug
zurückkehren, entdecken sie auf einem Balkon ein kleines Mädchen, das dort der Kälte ausgesetzt ist. Sie beschließen es, in
die Familie aufzunehmen, unter anderem, weil es auch viele Verletzungen hat.
Auch wenn erst einmal Diskussionen aufkommen, ob das Kind aufgenommen werden soll, da es ein weiterer Mund ist, der ernährt
werden will, beschließen die Eltern, es nicht zurückzubringen. Zwei Monate später ändert sich die Lage irgendwie, als ein
Bericht über das Mädchen im Fernsehen ausgestrahlt wird und Nachrichtensprecher zum Ausdruck bringen, dass die eigentliche
Familie das Mädchen vermisst.
Wie schon bei Like Father, like Son setzt sich dieses selbstgeschriebene Drehbuch mit der Frage
auseinander, ob Blutsbande wichtiger sind als das, was man sich im Leben erwählt. Hirokazu Kore-Eda schaut ja immer wieder
auf die nonverbale Kommunikation, um Zeichen der Nähe und der Fremdheit auszudrücken. Trotz des Geldmangels scheinen die
Shibatas ein glückliches Leben zu führen. In Manbiki Kazoku stellt Hirokazu Kore-Eda die Frage, ob der Vater Staat wirklich
so gut einschätzen kann, was den Menschen gut tut, indem er es in Gesetze gießt. Sind es vielleicht auch die prekären
Verhältnisse, um die sich Vater Staat kümmern sollte? Von mir gibt es 14 Euro für gezahlte 9,50 Euro.
Ich wünsche allen noch einen guten Rutsch ins neue Jahr.