An dieser Filmkritik ist letztendlich unser Chorleiter schuld, der erkrankungsbedingt die gestrige Chorprobe hat ausfallen lassen müssen. Auf die näheren Umstände des Kinobesuchs möchte ich hier jetzt nicht eingehen. Allerdings ist Mathilde – eine große Liebe eigentlich ein klassischer No-go: Erstens handelt es hier sich um einen französischen Film, zweitens kommt auch noch digitalisiertes Blut drin vor, was ich spätestens nach The House of the Flying Daggers als Ausschlußkriterium definiert habe.
Im Jahre 1917 haben die deutsche und französische Armee nichts anderes zu tun, als das Land zwischen den Frontlinien des ersten Weltkrieges mit Hilfe von Artillerie und Infanterie gründlichst durchzupflügen. Da kann man ja auch ein paar zum Tode verurteilte Soldaten ins so genannte Niemandsland zwischen den Schützengräben schicken, um die Sache zu erledigen. Unter diesen Verurteilten ist auch Manech aus der Bretagne, der seine Verlobte Mathilde zu Hause zurücklassen muss.
1920, also drei Jahre später glaubt Mathilde (Audrey Tautou), dass ihr Manech immer noch lebt. Um das zu beweisen, puzzelt sie mit Hilfe eines Privatdetektivs, eines Anwalts, der das Erbe ihrer Eltern verwaltet, und noch einiger Leute, die mehr oder weniger direkt an dem Geschehen beteiligt waren, die Geschichte aus dem Niemandsland in 1917 zusammen. So ein bisschen kollektives Memento halt eben. Leider muss man sich deswegen das Ganze mindestens dreimal ansehen. Ich liebe einfach diese Bilder von in die Luft spritzender Erde und die Geräusche explodierender Granaten! Noch besser ist allerdings die Story von Tina Lombardi, der Freundin eines Mitverurteilten, auf ihrem persönlichen Rachefeldzug. Ich sage nur: digitalisiertes Blut! Aber die wahre Geschichte von Manech wird bis zum Ende schon noch gelöst.
Mathilde – eine große Liebe hatte für meinen Geschmack zudem noch etwas zu viele Zufälle, die zur Auflösung des Geheimnisses führen. Zum Beispiel als die Schwester eines Deutschen dessen letzte Eindrücke von der gegnerischen Seite schildert, obwohl dieser kurze Zeit später umgekommen ist. Das ist – wie Max Frisch schon in Wilhelm Tell für die Schule bemerkte – fast so unmöglich wie die Existenz Wilhelm Tells zu prüfen. Denn die einzige historische Person, die über Wilhelm Tell berichten könnte, ist der Landvogt Gessler, der ja bekanntlich in der hohlen Gasse bei Küssnacht umgekommen ist.
Es gäbe da noch einige Sachen zu berichten, wie zum Beispiel, dass der Albatros, der da angeblich durchs Bild fliegt, eigentlich ein Basstölpel ist. Nur weil die Deutschen ein gleichnamiges Flugzeug haben, muss man nicht gleich einen Vogel von der Süd- auf die Nordhalbkugel verfrachten. Na ja, vielleicht war auch die deutschen Übersetzung dran schuld.
Für Mathilde – eine große Liebe gibt es dementsprechend einen großen Frankreichabschlag von 6,50 Euro auf meine Kinokarte von 8,50 Euro, womit ich bei einer unverbindlichen Preisempfehlung von 2 Euro lande. Aber Vorsicht, wer weiß schon, was ich mit den Leuten mache, die das geheim halten wollen?