Schwarze Milch

Schwarze Milch, den ich gestern im deutschen und mongolischen Original mit gut lesbaren Untertiteln gesehen habe, zeigt auf verschiedene Weisen, dass das Medium Film nur in einer Gesellschaft entstehen konnte, die Zeit als einen kontinuierlichen Ablauf ansieht. Regisseurin und Hauptdarstellerin Uisenma Borchu zeigt in Schwarze Milch, wie sich zwei Schwestern mit mongolischen Wurzeln näher kommen. Wessi, ist irgendwann nach Deutschland gekommen und lebt mit ihrem Freund in Berlin, der sie damit aufzieht, dass sie nie in die Mongolei fahren wird. Ossi war die ganze Zeit in der Mongolei, wohnt als Nomadin in einer Jurte und kennt nichts anderes als die mongolische Kultur.

Wessi sitzt eines Tages dann doch in einem Flieger, der auf dem Dschingis-Khan-Flughafen in Ulan-Bator landet. Mit Hilfe eines Geländewagens, der durchaus von Nöten ist, fährt Wessis Vater sie zu ihrer Schwester. Anlässlich dieses Wiedersehens füllt sich Ossis Jurte mit allen möglichen Leuten, auch wenn sie sonst recht einsam in der Gegend steht. Eine ungewohnte Gedrängtheit für die Großstadtbewohnerin, der bald auch gesagt wird, dass ihr Mongolisch besser sein könnte.

Schwarze Milch zeigt die Vor- und Nachteile von kultureller Bindung für Frauen, wenn die Entscheidungen formell bei den Männern liegen. Gleichzeitig stellt Schwarze Milch aber auch dar, dass dennoch nicht alle Entscheidungen bei den Männern liegen und die Frauen auch Freiheiten haben. Nur sind es nicht so viele, wie das Wessi gewohnt ist, die einiges mit ihren Ansichten durcheinanderbringt. Offen bleibt die Frage, ob der Wessi den Ossi oder der Ossi den Wessi für seine Lebensweise kritisieren darf oder nicht.

Von mir gibt es 14 von gezahlten 9 Euro, weil Schwarze Milch ein gewaltiger Stolperstein für eine männlich geprägte Weltsicht ist und mich zum Nachdenken angeregt hat.

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