Nackt

Gestern bin ich eigentlich aus drei Gründen in Nackt, den neuen Film von Doris Dörrie gegangen: 1. Der Trailer sah vielversprechend aus. 2. Ich hatte keine Lust auf das Schickimicki-Publikum in der Lichtburg, dem Kino an der Kö. 3. In der Zeit stand eine vernichtende Kritik, was ich dann doch mal selbst überprüfen wollte.

Ich habe dann doch sehr schnell festgestellt, dass ich nicht ganz zu der Zielgruppe dieses Filmes gehöre. Er handelt nämlich von drei Pärchen, bei denen es mehr oder weniger kriselt. Alle scheinen sich noch aus der Studienzeit zu kennen, als alles noch so einfach war. Mittlerweile hat die New-Economy-Krise zugeschlagen: Der eine hat sein ganzes Geld verloren, der andere durch geschicktes Verkaufen Millionär geworden.

Der Film bedient dann natürlich alle Clichees: Den Männern geht es nur um Geld, eigentlich schon komisch, dass sie sich nicht über Fußball unterhalten. Aber da fällt uns ja ein, dass das Drehbuch von einer Frau geschrieben ist, die an sowas nicht denken konnte. Den Frauen fällt nichts anderes ein, als über die ganze Zeit mit den Männern ihre Beziehungsprobleme besprechen zu wollen. Das Ganze gipfelt in einem Experiment während des gemeinsamen Abendessen, das alle endlich mal wieder zusammenbringen soll: Die beiden Paare, die noch zusammen sind, sollen versuchen, ihren Partner mit verbundenen Augen durch Ertasten zu erkennen.

Im Gegensatz zu 8 frauen, das auch eine Verfilmung eines Theaterstücks ist, hatte ich stärker das Gefühl ein Theaterstück zu sehen. Die Charaktere wirken zu sehr durchkonstruiert, zum Teil auch maskenhaft. Bei 8 frauen machten die Wortspiele und Intrigen den ganzen Reiz des Films aus. Nackt ist jedoch eine typische deutsche Komödie: Wer sonst könnte sonst über Probleme und ihre verquere Lösungen lachen, die es ohne diese gewisse Tendenz zur Problemsuche gar nicht gäbe?

Ich lege hiermit meine Hand dafür ins Feuer, dass 50% von den Jungs, die das Kino besucht haben, von ihren Mädels hingeschleift worden sind. Meine Wertung für diese Ehetherapie für Paare in den 30ern mit der Tendenz zur FDP-Wählerschaft (es gibt genügend davon in Düsseldorf): 2 von gezahlten 8,70 Euro.

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