Seit langen ist es mir wieder möglich einen Film vorzustellen, der sich mit den existentiellen Fragen des Lebens
auseinandersetzt. Nach After Life von Hirokazu Kore-Eda wissen wir, was uns zumindest in
der ersten Woche nach dem Tod erwartet: Die Verfilmung des schönsten Augenblicks im Leben. Niceland des isländischen
Regisseurs Friðrik Þór Friðriksson beschäftigt sich mit der Frage nach dem Sinn des Lebens. Im Gegensatz zu den Kollegen
von Monty Python geht Friðriksson mit ein bisschen weniger Situationskomik an das Thema heran.
Niceland läuft übrigens im englischen Original mit gut lesbaren deutschen Untertiteln, die auch notwendig sind. Die
Hauptdarsteller haben entweder einen starken englischen oder auch isländischen Akzent, so dass ein hundertprozentiges
Hörverständnis nicht gewährleistet ist. Man kann sich allerdings auch hineinhören.
Jed and Chloe arbeiten in der Produktion eines Plastik verarbeitenden Betriebes, der sich auf die Produktion von
Plastikbehältnissen spezialisiert hat. Jed packt die produzierten 10-Liter-Gefäße in die dazugehörigen Kartons. Der Betrieb
ist auch eine halbe Behindertenwerkstatt, denn abgesehen von wirklich körperlich behinderten wie Alex scheinen auch die
anderen Mitarbeiter recht sonderliche Existenzen zu sein.
Da mittlerweile die meisten Paare sich an der Arbeit gefunden haben, ist auch kein Wunder, dass Jed und Chloe sich mögen.
Sie schenken sich gegenseitig Geschenke und Jed muss immer wieder Chloes Katze Catey retten. Das ist auch für Chloe sehr
wichtig, denn wie ihre Mutter richtig gesagt hat, ist Catey der Sinn im Leben Chloes.
Leider ändert sich Chloes Leben dramatisch, als nach Jeds Heiratsantrag Catey von einem Auto überfahren wird. Chloe will
Jed gar nicht mehr sehen und ihr Zustand verschlechtert sich zusehend, weil ihr der Sinn des Lebens genommen worden ist.
Am Ende wird sie sogar ins Krankenhaus eingeliefert.
Jed versucht alles Mögliche, einen neuen Sinn für Chloes Leben zu finden. Er sucht den Einsiedler Max auf einem
Schrottplatz auf, nur weil er im Fernsehen gesagt hat, den Sinn des Lebens zu kennen.
Niceland ist sehr anrührend, weil die gezeigten Charaktere fast schon weltfremd einfach gestrickt sind. Auch wenn die
finale Antwort auf die Hauptfrage von Niceland unverständlich bleibt, gibt doch ganz Niceland eine Antwort. Für die
Düsseldorfer gibt es zumindest auch noch das Schmankerl, ein Teil von Niceland zu sein.
Für mich persönlich ist sicherlich ein Teil des Sinns des Lebens, dass ich mir solche Filme ansehen darf. Bei der
Verfilmung des schönsten Augenblicks meines Lebens sehe ich momentan im Kino. Ob aber After Life oder Niceland auf der
Leinwand zu sehen ist, vermag ich nicht zu sagen.