Gestern konnte ich mich nicht davon abhalten, mir Prinzessinnenbad anzuschauen. Prinzessinnenbad handelt von drei Mädchen
aus Berlin-Kreuzberg, Mina, Tanutscha und Klara, 15 Jahre alt, neunte Klasse Realschule, kurz vor den Abschlussprüfungen
oder auch nicht. Auf jeden Fall muss du mit deinen Freunden abends ausgehen, wohin ist unwichtig, auch wenn die Eltern was
dagegen haben. Man ist ja jeden Tag acht Stunden in der Schule, da will man ja am Wochenende auch mal was anderes machen,
schick essen gehen zum Beispiel oder mal einen Cocktail trinken. Bei den Jungs musst du natürlich aufpassen, Deutsche gehen
gar nicht. In Kreuzberg gibt es sowieso viel mehr Türken, aber auch da muss man schauen, dass man nicht verarscht wird.
Wenn man den Mädels da so zuhört, was sie alles machen, wenn man so sieht, wie viel sie rauchen, wie oft sich die Frisur bei
Klara ändert, da fragt man sich schon, was man als arbeitender Mensch falsch gemacht hat. Ist das Leben wirklich so
anstrengend, dass man es nur durch andauernde Party überstehen kann? Müssen wir uns wirklich damit abfinden, dass diese
Mädels auf dem Weg in multiple Abhängigkeiten (Nikotin, Alkohol und vielleicht auch noch andere Drogen) sind? Was bedeutet
es, wenn man Spezialunterricht mit 4 Schülern pro Lehrer anbieten muss, um Schüler vor der Schulabschlußlosigkeit zu
bewahren? Nebenbei halt so Fragen über Fragen.
Zum Schrecken gewisser konservativer Parteien möchten wir hier noch anmerken, dass alle drei in Patchworkfamilien
aufwachsen, wo beide Eltern mittlerweile neue Partner haben und zum Teil auch irgendwohin verzogen sind. That’s life in
Germany. Interessant sind so die kleineren Probleme des Alltags, beim Schminken, beim Umgang mit türkischen Jungs, die
ganzen Liebesschwüre der Klassenkameraden.
Für Prinzessinnenbad gibt es 7 Euro von 6,50 Euro, auch wenn die Lautsprecher in der Black Box einfach zu klein waren, um
die Technobässe richtig wiederzugeben. Die kann man nur steuern, wenn man die halbe Wellenlänge (etwa 0,5 m) in der Box
zurücklegt.