Still life / Sanxia haoren

Der erste chinesische Kaiser, der gelbe Kaiser, gewann unheimlich viele Sympathiepunkte bei der Bevölkerung hinzu, als er sie von den Überschwemmungen des Jangtse befreite. Nun befinden wir uns nicht mehr in der Zeit der chinesischen Kaiser, nur in der Dynastie der chinesischen Volksrepublik, die auf die Dynastie der chinesischen Republik gefolgt ist. Da hätte wir noch einen Herren namens Li Peng gehabt, der neben seiner Tätigkeit als Premierminister der Volksrepublik China auch noch Wasserbauingenieur mit Spezialisierung auf Wasserkraftwerke war. So war es dann kein kleineres Wunder, dass man sich irgendwann entschloss, einen Staudamm zu bauen, der die drei berühmten Schluchten des Jangtse überfluten würde.

Mit dem Staudammbau mussten mal so eine schlappe Million Einwohner umgesiedelt werden, was wahrscheinlich deutsche Politiker das Amt und ein paar mit der Aufgabe betreute Mitarbeiter jede Menge Schlaf gekostet hätte. In China geht das infolge der nicht ganz so demokratischen Strukturen etwas einfacher.

Still life, der im chinesischen Original 三峡好人 sanxia haoren – Die guten Menschen der drei Schluchten – heißt, läuft im chinesischen Original mit gut lesbaren, nicht-schweizerischen Untertiteln, wobei allerdings aufgrund des Sichuandialekts eine längere Eingewöhnungsphase nötig ist. In Sanxia haoren sehen wir Han Sanming, der sich aus dem Kohlebergbau Shanxis kommend, auf die Suche nach seiner Frau und seiner Tochter macht, die er sechzehn Jahre nicht gesehen hat. Er verdingt sich als Abrissarbeiter in der Stadt Fengjie, die in der Nähe des Kunmins liegt, einer bekannten Stelle der drei Schluchten. Diese Stelle war auf den alten blauen 10 Yuan-Scheinen abgebildet. Mittlerweile sind diese Scheine aber aus dem Verkehr gezogen worden. Gleichfalls hat sich auch aus Shanxi Shen Hong auf die Suche nach ihrem Ehemann gemacht, damit sie die Scheidung regeln kann.

Sanxia haoren ist ein sehr ruhiger Film über die aus westlicher Sicht unmenschliche Umsiedlungspolitik der chinesischen Regierung. Bis auf zwei Passagen über korrupte Parteimitglieder konnte ich keine offen systemkritischen Passagen erkennen, und selbst die könnte man auch noch so auslegen, dass die KP das Korruptionsproblem erkannt hat. Sanxia haoren macht einen sehr nachdenklich über die Familienbeziehungen im heutigen China im allgemeinen. Daher gibt es von mir 10 Euro von gezahlten 6,50 Euro.

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