The Human Scale ist ein dänischer Dokumentarfilm, der im englischen und bengalischen Original mit ziemlich unleserlichen
Untertiteln läuft. Ich bleibe weiterhin dabei, dass die Farbe Gelb und ein etwas fetterer Zeichensatz für die Lesbarkeit
nicht verkehrt sind.
Im Mittelpunkt von The Human Scale steht der dänische Städteplaner Jan Gehl. Sein Fokus bei der Arbeit liegt seit einem
Besuch in Siena in den sechziger Jahren darauf, die Bedingungen für die Menschen in einer Stadt zu verbessern. In der Zeit
nach dem Zweiten Weltkrieg lag das Hauptaugenmerk bei der Stadtgestaltung darauf, die Durchschnittsgeschwindigkeit für die
Autos zu erhöhen. Ein weiterer Aspekt war die räumliche Trennung von Arbeit und Wohnen, wobei das Pendeln mit Autos zu
erfolgen hatte. Als Ergebnis sind sowohl die Stadtkerne als auch die Wohnsilos in den Vororten äußerst unattraktiv für
menschliche Interaktion. Ein weiterer Nebeneffekt ist, dass der Bau von Straßen eher den Verkehr erhöht, als ihn zu
verhindern.
Anhand von Beispielen aus Kopenhagen, Chongqing, Christchurch, New York, Dhaka und Melbourne zeigt The Human Scale, wie es
möglich ist, Flächen umzuwidmen und mit relativ einfachen Mitteln neue Lebensqualität zu gewinnen. Dies wird auch nötig
sein, denn das weltweite Bevölkerungswachstum geht mit einer unheimlichen Verstädterung einher. Zum ersten Mal ist mir
bewusst geworden, dass die Verwandlung Beijings aus einem sehr großen Dorf mit höchstens zweistöckiger Bebauung in ein
Meer von Hochhäusern dem innerchinesischen Migrationsdruck geschuldet ist. Nur so konnte die Vergrößerung der Bevölkerung
Beijings in einer einigermaßen beherrschbaren Fläche gehalten werden. Trotzdem hat Beijing dabei einiges von seinem Flair
verloren.
Ich hätte nicht gedacht, dass sich die Städteplanung sogar soweit auswirkt, dass Kinder nicht mehr auf den Spielplätzen
spielen, weil die umgebende Architektur eine gesellschaftliche Vereinzelung fördert. Ich bin gespannt, ob sich davon etwas in
alphabet wiederfindet, den ich in der nächsten Woche sehen möchte. Für die interessanten
Einsichten erhält The Human Scale 12 von gezahlten 7,50 Euro.