The Majestic

Gestern gab es für mich Fragen über Fragen. Wie kommt es, dass ein oscarnominierter Film mit Jim Carrey nur im Friedrichsbau (das Kino des Pay-afters) läuft? Kann Jim Carrey eine ernste Rolle spielen? Und warum geht Herr Theile trotz einer mäßigen Kritik der Badischen Zeitung in diesen Film?

Meine Beweggründe waren folgende: Ich habe gerade ein Buch über American Anticommunism von M. J. Heale gelesen. Das Buch hat mir nicht so sehr gefallen, weil der Autor eindeutig den Republikanern nahesteht und eine Definition von Kommunismus vertritt, mit der die BRD mit ihrer sozialen Marktwirtschaft schon kommunistisch wäre.

In diesem Buch geht es unter anderem auch um die McCarthy-Ära (1950 - 54). In dieser Zeit wurden viele Staatsbeamte und auch Filmschaffende unter dem Verdacht kommunistischer Aktivitäten abgesägt. Zum Teil reichte es aus, wenn einmal bei einer kommunistischen Veranstaltung war, um diskreditiert zu sein. Auch die Berufung auf den fünften Verfassungszusatz (Verweigerung der Aussage wegen Selbstbezichtigung) wurde als Eingeständnis kommunistischer Aktivitäten beurteilt.

Nun zur Frage, warum dieser Film im Friedrichsbau läuft. Genau diesen Hintergrund muss man kennen, um den Film zu verstehen. Normaler Geschichtsunterricht reicht da nicht aus. Peter Appleton (Jim Carrey) ist Drehbuchautor billigerer Schinken in einem Hollywoodstudio. Eines Tages taucht der Studioanwalt auf, und erklärt ihm, dass er auf der schwarzen Liste steht, woraufhin das Studio alle Kontakte zu ihm abbricht. Seine Freudin verlässt ihn auch. Peter kippt sich einen mächtig hinter Binde und haut aus Hollywood ab. Er hat einen Unfall und wird an der Küste angespült. Er wird von einem Spaziergänger gefunden, kann sich aber an nichts mehr erinnern.

Im nächsten Ort Lawson, einem Ort, der 72 Söhne im Krieg verloren hat, wird er für den vermissten Sohn Luke von Henry Trimble gehalten, der das örtliche Kino betrieben hat. Lukes Anwesenheit verschafft dem Ort eine neue Aufbruchstimmung. Peter verliebt sich in die Tochter des Dorfarztes, die auch schon Freundin Lukes gewesen ist. Nach einer gewissen Zeit wird auch das FBI auf ihn aufmerksam, und es kommt zur Verhandlung.

Der Film hat mich überrascht, weil er ziemlich selbstkritisch mit der amerikanischen Geschichte umgeht und auch den amerikanischen Patriotismus hinterfragt. Ein wesentlicher Punkt in der Verhandlung ist die Frage, ob staatliche Sicherheit vor die Redefreiheit gestellt werden darf. Eine Frage, die im Kampf gegen irgendwelche -ismen immer noch aktuell ist.

Trotz typischem Hollywoodende und etwas zu vieler Grimassen Jim Carreys 7,50 von 7,50 bezahlten Euro.

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