Wenn ich mich recht entsinne, ist The Post, den ich gestern im englischen Original mit gut lesbaren Untertiteln gesehen
habe, das erste Werk von Steven Spielberg in dieser Reihe. The Post spielt hauptsächlich im Jahr 1971. In diesem Jahr war
Richard Milhouse "Tricky Dick" Nixon Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Er ist als einziger Präsident
zurückgetreten, um einem Amtsenthebungsverfahren zu entkommen. Zudem hat er versucht, ihm unliebsame Berichterstattung zu
vermeiden, wobei gewisse Parallelen zum amtierenden Präsidenten bestehen.
Katherine "Kay" Graham ist die Herausgeberin der Washington Post. Sie hat den Posten von ihrem Ehemann übernommen, nachdem
dieser bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Sie hat hochstrebende Pläne für das Verlagshaus. Durch eine Börsenplatzierung
soll das nötige Kapital zusammenkommen, um aus einer Lokalzeitung eine nationale Zeitung zu machen. Katherine Graham ist
bestens in die Washingtoner Gesellschaft vernetzt. Der Verteidigungsminister Robert McNamara, den ich real in
The Fog of War gesehen habe, zählt zu ihren Freunden und Beratern.
Alle Beziehungen nützen jedoch nichts, wenn die Redaktion keine spannenden Nachrichten zu vermelden hat. Chefredakteur Ben
Bradlee ist nicht nur darüber verschnupft, dass die Washington Post keine Einladung zur Hochzeitsfeier von Nixons Tochter
bekommen hat, sondern auch darüber, dass die New York Times die besseren Stories bringt. Als man munkelt, dass die New York
Times an einer großen Geschichte zum Vietnamkrieg dran ist, möchte Bradlee nicht hintenanstehen. Also wird die gesamte
Redaktion aufgefordert, etwas dazu zu finden.
The Post zeigt eindeutlich, welche Gradwanderung ein Unternehmer ab und zu auf sich nimmt, insbesondere wenn es wie im
Zeitungsgeschäft auch darum geht, sich mit den Mächtigen anzulegen. Wer schon einmal eine Unternehmensbeschreibung nach
amerikanischen Regeln lesen durfte, wundert sich immer wieder, welche Chancen und Risiken dort erwähnt werden. Diese
Ausführungen sind meist deutlich länger als die Beschreibung des Geschäftsmodells. Insofern fand ich interessant, dass sich
Katherine Graham an einem Punkt genau darauf bezieht. Auf der anderen Seite würde extreme rechtliche Sicherheit das
verhindern, was man für richtig hält. Schließlich geht es um die Verteidigung der Pressefreiheit. Somit wird The Post nicht
nur ein Exempel für unternehmerisches Risiko, sondern auch dafür, dass man die richtige Argumentation braucht, um Grundrechte
zu verteidigen. Dafür gibt es von mir 12 Euro für die Kinokarte von 8,50 Euro.