Und dann der Regen

Wenn mir noch jemand nachsagt, dass ich mir nur Filme ansehe, die sonst niemand sieht: Ich bin gestern eines besseren belehrt worden. Die Schlangen vorm Bambi waren gigantisch, weil neben Und dann der Regen auch noch Chinese zum Mitnehmen lief, den ich für die nächste Woche geplant habe. Auf jeden Fall dachte ich, dass die meisten Leute sich Chinese zum Mitnehmen ansehen wollte, weil ich nicht bemerkt hatte, dass der Einlass für Und dann der Regen schon angefangen hatte. Ich mag es nicht, wenn man mir durch den Abspann läuft und ich sitze gerne hinten. Mit dem Abspann hatte ich gestern keine Probleme: Ich hatte einen Platz ganz links in der ersten Reihe erwischt, weil sonst nichts mehr frei war. Ein schöner Jahresanfang. Übrigens noch ein gutes neues Jahr für alle.

Und dann der Regen spielt im Jahr 2000 in Bolivien in der Stadt Cochabamba. Wer Der große Ausverkauf gesehen hat, wird sich daran erinnern, dass es in der Stadt Cochabamba bürgerkriegsähnliche Zustände gegeben hat, nachdem die lokale Wasserversorgungsgesellschaft privatisiert worden war. Und dann der Regen spielt in einer Zeit kurz bevor die Aufstände ausbrachen. Ein spanisches Filmteam arbeitet in Cochabamba an einem Film über Bartolomeo de las Casas, der zusammen mit Kolumbus in die Karibik aufgebrochen war. Nachdem er selbst Besitzer eines Landgutes und entsprechend Halter versklavter Indios geworden war, hat er sich in den späteren Jahren gewandelt und sich für die Rechte der Indios eingesetzt. Es wird nicht ganz klar, ob der Film über ihn oder doch Kolumbus geht. Dies ist aber unwichtig, da Produzent Costa und Regisseur Sebastián sich für Bolivien anstelle der Karibik entschieden haben, um Geld zu sparen.

Die Dreharbeiten verlaufen ganz okay, obwohl der Kolumbusdarsteller Alkoholiker ist und Regisseur Sebastián das Drehbuch zum Teil aus Briefen des 15. Jahrhunderts zusammengeschustert hat. Alle Indianer sind Bolivianer und beim Casting hat sich Daniel besonders hervorgetan, der allerdings auch eine Anführerrolle beim Aufstand um die Wasserversorgung einnimmt. Somit stehen Costa und Sebastián mehrmals aus verschiedensten Gründen kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Dann bricht auch noch der Aufstand aus.

Von den Bildern hat mich Und dann der Regen irgendwie an Die Versuchung des Padre Amaro erinnert, obwohl ich Die Versuchung des Padre Amaro seit 7 Jahren nicht mehr gesehen habe. Es gibt auf jeden Fall sehr schöne Szenen im Urwald, in denen die Indios und die Konquistadoren auftauchen. Auf der anderen Seite sind die hehren Aussagen des Darstellers von Bartolomeo de las Casas über die Ausbeutung der Indios irgendwie zynisch, wenn man aus The Devil's Miner die üblichen Arbeitsbedingungen in Bolivien kennt. Die ganze Produktion des Films über die Konquistadoren ist ja auch darauf auslegt, Geld zu sparen und die Indios somit auszubeuten.

Für Und dann der Regen, der übrigens in deutscher Synchronisation mit englischem, lateinischem und Quechua-Original läuft, gibt es von mir 12 von gezahlten 7 Euro.

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