Liebes Tagebuch,
Einsamkeit und Verbitterung lassen jemanden schon ganz gerne an den Rand der Verzweiflung geraten. Damit meine ich nicht
einmal die Tatsache, dass ich immer alleine ins Kino gehe. Denn einsam kann man sich auch unter Leuten fühlen und Alleinsein
bedeutet ja auch nicht, dass man einsam ist.
Besonders üble Fälle scheint es ja unter den Lehrer zu geben. Von Einzelkämpfern ist da die Rede, die sich eher hinter den
Klassenzimmertüren einschließen, als dass sie jemanden ihren Unterricht zur Beurteilung geben. Wenn ich mir Tagebuch eines
Skandals so anschaue, ist Barbara auch so eine Lehrerin. Sie unterrichtet Geschichte, seit Jahren denselben Stiefel und hat
den Ruf des Hausdrachens bei den Schülern weg. Keine Wunder, dass so eine flatterhafte Kunstlehrerin wie Sheba Hart, die
gerade erst angefangen hat, in ihren Augen nichts zählen kann.
Dafür ist es aber recht auffallend, dass Barbara Sheba recht schnell als Seelenverwandte identifiziert. Auch wenn Sheba ein
paar Schwächen hat, die sie erpressbar machen. So zum Beispiel die Auswirkungen ihrer Ehe mit einem älteren Rechtsanwalt,
der zwar ein liebevoller Vater ist, aber wie gesagt doch etwas älter. Da kann man nicht mehr so einfach einen Sternchentag
hinlegen.
Zum Glück kann man sich ja seine Einsamkeit auch noch durch Musik vertrieben. In diesem Falle wirkt Philip Glass wahre
Wunder. Ansonsten wäre Tagebuch eines Skandals irgendwie leicht unter Wert geblieben, wobei ich glaube, dass das auch
müdigkeitsbedingt gewesen sein könnte. So aber ist ein kleiner Aufschlag noch gerechtfertigt.