Ich habe gestern seit Ewigkeiten mal wieder den Kandelhof in Freiburg besucht, wobei diesmal die Besonderheit darin
bestand, dass Der kleine Nazi als Vorfilm zu Timbuktu lief.
Der kleine Nazi ist ein deutscher Kurzfilm aus dem Jahre 2010, der in 13 Minuten eine vertrackte Situation darstellt: Es ist
Weihnachten, die Familienfeier soll dieses Jahr bei der schon leicht dementen Oma stattfinden. Zusammen mit dem Enkel hat sie
schon angefangen, den Weihnachtsbaum mit Hilfe von Christbaumschmuck, den sie auf dem Speicher gefunden haben, zu schmücken.
Als dieser noch modern war, war die Oma etwa so alt wie ihr Enkel, wodurch er durchaus als zeitlich deplatziert angesehen
werden kann. Die Lage verkompliziert sich dann noch, als Jana ihren israelischen Freund Chaim mitbringen möchte, damit
dieser einmal richtig deutsche Weihnachten erleben. Damit wird Der kleine Nazi dann vollends unfreiwillig komisch.
Timbuktu hingegen ist der erste mauretanische Film in dieser Reihe von Filmrezensionen. Timbuktu läuft in einer Vielzahl von
Sprachen (Französisch, Arabisch, Bambara, Englisch, Tamaschek), die dann lesbar in Deutsch untertitelt werden, wenn es
notwendig ist. Die Sprachvielfalt rührt daher, dass Timbuktu in Mali liegt. Dennoch ist Timbuktu auch eine Parabel, denn das
Timbuktu in Timbuktu ist nur ein kleiner Wüstenort mit etwa 100 Häusern. In der Umgebung von Timbuktu wohnen noch ein paar
wenige Tuareg, die sich um ihre Viehherden kümmern. Außerdem lebt ein Fischer von den Fischen im großen, aber nicht tiefen
Fluss. Aus dem Norden sind islamistische Milizen nach Timbuktu gekommen, um ihre Vorstellung von Islam durchzusetzen, die
nicht ganz so liberal ist, wie die bisherige Interpretation des Koran. Diese Störung im Gesamtgefüge scheint mehr oder
weniger ihre Schwingungen weiter in die Gesellschaft auszubreiten.
Timbuktu zeigt, dass die Auslegungsgewalt bei denen liegt, die besser mit Waffen und Fahrzeugen ausgerüstet sind und sich
deswegen durchsetzen können. Man könnte auch von einem Versagen des Staates sprechen. Was aber erschreckender ist, ist die
Zerstörung der bestehenden zivilgesellschaftlichen Ordnung durch Verschleierungszwänge und Verbote von Musik und anderen
Vergnügungen wie Fußball. Dennoch kann man auch dieses Verbot umgehen, indem man den Fußball in Gedanken ersetzt. Auch wenn
die Erzählstruktur von Timbuktu ähnlich wie bei Twist à Popenguine nicht ganz so strukturiert
wie in deutschen Filmen ist, wird doch deutlich, welche Bedeutung die persönliche Freiheit und aber auch der gleichzeitige
Glaube an die Gerechtigkeit Allahs haben, auch wenn dies eine drastische Strafe für den einzelnen nach sich zieht. Von mir
gibt es für beide Filme zusammen 11 von gezahlten 7,50 Euro.