Taking Woodstock

Nachdem wir uns schon in Die Mitte vergeblich auf die Suche nach der Mitte Europas gemacht haben, nehmen wir uns heute mal ein ungleich einfacheres Ziel vor: Die Mitte des Universums. Wie jedem klar ist, steht da diese Frage im Raum, ob das Universum expandiert oder sich wieder zusammenzieht. Bei einem sich zusammenziehenden Universum droht uns irgendwann der Weltuntergang. Dadurch verursachte Depressionen lassen sich gegebenenfalls beim Arzt Ihres Vertrauens in Oldenburg in Oldenburg lösen. Warum Oldenburg? Oldenburg ist der einzige Ort, der nicht expandiert. Also muss dort die Mitte des Universums sein. Nebenbei fand dort Mitte September das Oldenburg Filmfestival statt. Welche Auswirkungen ein Filmfestival in Eisenhüttenstadt oder Anklam auf die Welt hätte, möchte ich hier lieber nicht ausmalen…

Gehen wir daher zum einem Ort, der aufgrund eines geradezu galaktischen Konzerts auch schon einmal der Mittelpunkt des Universums war: Bethel im Bundesstaat New York. Bethel kennt kein Mensch, aber Woodstock sagt vielen etwas. Dass das Woodstock Festival nach Bethel kam, lag an Elliot Tiber, für den Bethel aus familiären Gründen der Mittelpunkt des Universums wurde. Elliot lebte 1969 eigentlich in New York. Seine Eltern namens Teichberg führten jedoch relativ erfolglos das Monaco International Hotel in Bethel und Elliot war für die Finanzen verantwortlich.

Das Monaco International Hotel in Bethel zeichnet sich durch den äußerst liebenswürdigen Service von Frau Teichberg aus, die in den 40er Jahren durch meterhohe Schneewände im heutigen Weißrussland marschiert ist, um in die USA emigrieren zu können. Ihr Mann arbeitet als Installateur und dichtet die Dächer in den umliegenden Dörfern mit Teer. Das reicht leider nicht, um die Hypothek abzubezahlen, die für die Verschönerung des Anwesens aufgenommen wurde. Also muss ich Elliot Tiber, der auch Präsident der Handelskammer von Bethel ist, sich etwas einfallen lassen, um die Wirtschaft in diesem verschlafenen Nest in den Catskill Mountains anzukurbeln. Wie jedes Jahr setzt er auf das Musikfest, bei dem moderne Streichmusik von der Schallplatte im Garten des Hotels seiner Eltern zu hören ist. Außerdem wird die Theatergruppe The Earth Light auftreten.

Als das geplante Hippie-Konzert in Wallkill wegen abgesagt wird, haben die Veranstalter ein Riesenproblem. Ein Anruf aus New York ändert die wirtschaftliche Lage des Monaco International Hotels grundsätzlich. Denn die Veranstalter machen es zum Stützpunkt für ihr Konzert. Leider eignet sich der Sumpf hinter dem Hotel nicht wirklich für das Konzert. Also werden die Weiden des Bauern Max Yasgur zuerst für einen Spottpreis angemietet. Und danach kommt das Konzert – allerdings ohne moderne Streichquartette.

Taking Woodstock ist ein überraschend komischer Film von Ang Lee, der auch schon Tiger and Dragon sowie Gefahr und Begierde gedreht hat. Gerade die etwas verschrobenen Eltern von Elliot Tiber entwickeln sich zu den heimlichen Stars von Taking Woodstock. Das Konzert bliebt eher außen vor, aber alle wichtigen Themen dieser Zeit sind in Taking Woodstock enthalten. Von meiner Seite gibt es zwei Zimmer (à 8 Dollar) mit Handtüchern (à 1 Dollar) im Monaco International Hotel (beim jetzigen Wechselkurs 12,26 Euro) für meine Kinokarte von 7 Euro.

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