Dolls
Nach dem babylonischen Sprachgewirr bei L' auberge espagnole gelobe ich,
wieder auf Deutsch zu schreiben, auch wenn ich jetzt wieder einen Film im
Original gesehen habe. Dolls ist ein Film von Takeshi Kitano im japanischen
Original mit deutschen Untertiteln, wobei ich nicht ganz sicher bin, ob die
deutsche Übersetzung so korrekt war. Im japanischen Original wurde zum Teil
was ganz anderes gesagt.
Dolls hat mich schon überrascht. Ich habe einmal versucht, mir Takeshi
Kitanos Film Hana-Bi im Fernsehen anzuschauen, wo ich dann irgendwann
weggezappt habe, weil ich es zu langweilig fand. Außerdem zeichnet Takeshi
Kitano für die genial schwachsinnige Sendung Takeshi's Castle
verantwortlich, wo an die 100 Japaner versuchen, seine Burg zu stürmen.
DSF-Zuschauer werden sich an Sprüche wie "Nur ein nasser Kandidat ist ein
guter Kandidat." erinnern. Dolls ist da ganz anders...
Dolls ist ein Film über die Liebe in drei Ausnahmefällen. Er fängt mit
Ausschnitten aus dem japanischen Marionettentheater an. Zwei Liebende müssen
sich zwischen Geld oder Liebe entscheiden. Genauso geht es Matsumoto, der
sich für Geld - sprich: die Tochter des Konzernchefs - anstelle seiner
Jugendliebe Sawako entscheidet. Vor der Hochzeit erhält er jedoch eine
fürchterliche Nachricht: Sawako hat einen Selbstmordversuch unternommen und
ist verrückt geworden. Matsumoto holt sie aus dem Krankenhaus ab, und fährt
mit ihr durch Japan bis sie auf einem Autobahnparkplatz stranden. Als Sawako
nicht mehr dort bleiben will, beschließt Matsumoto, mit ihr durch das Land
zu ziehen...
Die zweite Geschichte handelt von einem Yakuza-Chef, also einem japansichen
Mafiosi, der in jungen Jahren eine Frau verlassen hat, um sich dem
Verbrechen zu widmen. Sie hat ihm noch versprochen, jeden Samstag mit einem
Mittagessen auf ihn im Park zu warten. 40 Jahre später wartet sie immer noch
auf ihn, und jeden Samstag bekommt ihr Nachbar das ungegessene Lunchpaket.
Eines Tages macht sich der Yakuza-Chef dann wieder auf in den Park...
Die dritte und letzte Geschichte handelt von Haruna Yamaguchi einem
Schlagersternchen, deren Haupteigenschaft es ist, (mit rot gebleichten
Haaren) hübsch auszusehen und irgendwelche belanglosen Textchen zu trällern.
Natürlich hat Haruna jede Menge Fans. Einer von ihnen ist Herr Nukui. Als
Haruna nach einen Autounfall auf dem linken Auge erblindet, möchte er auch
nichts mehr sehen und greift zum Messer. Danach macht er sich auf die Suche
nach Haruna...
Dolls führt uns mit den verbundenen Bettlern Matsumoto und Sawako durch die
Jahreszeiten. Dolls ist ein sehr symbolischer Film. Zum Beispiel wechselt
die Kleidung von Sawako und Matsumoto - designt von Yohji Yamamoto - mit den
Jahreszeiten. Auch wenn das rote Herbstlaub nachkoloriert sein sollte, an
Zhang Yimous Hero kommt Dolls aber nicht heran, so künstlich kann kein
zweiter Film sein. Dafür überrascht Dolls mit wunderschönen
Landschaftsaufnahmen. Ich hätte nie gedacht, dass es in Japan so schöne
Eckchen gibt. Mein persönliches Highlight war jedoch der Auftritt der
Hauptdarsteller aus After Life in einer der ersten Szenen.
9 von gezahlten 6,50 Euro.