Dolor y Gloria / Leid und Herrlichkeit

Ich habe mich bei Wonder Wheel noch darüber mokiert, dass Woody Allen wieder einmal denselben Film neu gedreht hat. Dolor y Gloria, den ich gestern im spanischen Original mit teilweise lesbaren Untertiteln gesehen habe, erfüllt fast alle Klischees, die man mit Pedro Almodóvar in Verbindung bringt: Es wird die Geschichte eines Mannes erzählt, der auf dem spanischen Land aufgewachsen ist, in Madrid seine Homosexualität entdeckt hat und dabei aber auch immer ein Muttersöhnchen geblieben ist. Aber irgendwie ist dies nicht die Geschichte von Dolor y Gloria, auch wenn Almodóvar sich irgendwie Woody Allen annähert. Vielleicht liegt es aber nur daran, dass in To Rome with Love auch Penelope Cruz mitspielt.

Der etwas ältere Drehbuchautor und Regisseur Salvador Mallo hat mit körperlichen Gebrechen zu kämpfen. Er kennt jegliche Art von Kopf- und anderen Schmerzen. Man hat ihm in den letzten Jahren nicht nur einige Wirbel versteift, auch sonst fühlt er sich den Anstrengungen für einen richtigen Film einfach nicht mehr gewachsen. Da trifft es sich, dass sein Erstlingswerk namens Sabor nach 32 Jahren in aufgehübschter Version wieder ins Kino kommen soll. Für die Promo soll er den Hauptdarsteller von Sabor, Alberto Crespo, wieder treffen. Es gibt nur ein kleineres Problem. Die beiden haben seit etwas über 30 Jahren nicht mehr miteinander gesprochen; um genau zu sein: 32 Jahre lang nicht. Also organisiert sich Salvador die Adresse von Alberto und besucht ihn etwas überraschend.

Salvador Mallo wirkt leicht hypochondrisch in Dolor y Gloria, auch wenn er wirklich viele Schmerzen erleiden muss. Vielleicht hat er durch seine Untätigkeit einfach zu viel Zeit, sich mit seinen Krankheiten zu beschäftigen. Ein hoher Anspruch kann auch mal ein Hindernis sein, um zu Potte zu kommen. Dolor y Gloria zeigt, wie Salvador Mallo aus einem äußeren Anlass heraus wieder sein Leben in seine Hände nimmt. Auch wenn er so rational erscheint, geht er diesmal nicht den geraden Weg, sondern findet auf Umwegen zu seiner alten Herzlichkeit zurück. Die Beschreibung dieses Weges unterscheidet Almodóvar von Allen, der es mittlerweile nur noch schafft, sich darüber zu beklagen, was alles nicht mehr geht. Mallo weiß, was er möchte und lässt sich nicht durch äußere Einflüsse ablenken. Verschiedene Rückblenden in die Kindheit Mallos zeigen die unglaubliche Entwicklung Mallos zum Regisseur. Aber auch die Innenausstattung Mallos Wohnung ist ein Hingucker. Von mir gibt es für Dolor y Gloria 15 von gezahlten 9 Euro.

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