Die Geisha

Im englischen Original heißt die Geisha Memories of a Geisha, was meiner Ansicht nach das Anliegen dieses Films besser ausdrückt. Allerdings handelt es sich auch um einen amerikanischen Film, was natürlich einen etwas anderen Charakter für diesen Film bedeutet, als wenn die Geisha eine japanische Produktion wäre.

Die Geisha erzählt die Geschichte des Mädchen Chiyo, das im Alter von neun Jahren genauso wie seine Schwester Satsu von seinen Eltern an eine Omiya (Geishahaus) verkauft wird. Die Eltern sind sehr arm, die Mutter ist krank und die Kinder können einfach nicht ernährt werden. So ist es dann besser, wenn sie Geishas werden. Also kommen die beiden – man schreibt die frühen 1930er Jahre – nach Hanamachi. In Chiyos Omiya gibt es noch ein zweites junges Mädchen namens Kürbisköpfchen, die alte Leiterin des Omiya und Hatsumono, die für alle das Geld verdient.

Das besondere an einer Geisha sind ihre Fähigkeiten, nicht ihr Körper, wenn man das so sagen darf. Damit möchte wir auch erstmal alle männliche Phantasien auslöschen. Also wird Chiyo erst einmal in eine Geishaschule geschickt, um das Spielen der Shamisen und Tänze zu lernen. Allerdings gerät sie recht bald in die Fänge von Hatsumono, die sich für die schönste Geisha in der ganzen Stadt hält und keine Konkurrenz neben sich duldet. Chiyos Leben gerät in ziemliche Turbulenzen, weil sie immer noch mit ihrer Schwester Satsu fliehen möchte und auf einige Spielchen Hatsumonos hereinfällt. Ihre Schwester sieht sie daraufhin nie wieder und von der Geishaanwärterin wird sie zur normalen Bediensteten degradiert.

Das einzige Licht, das Chiyo sieht ist eine Begegnung mit dem Geschäftsführer. Er schenkt Chiyo eine Tüte Wassereis, weil sie so traurig an der Brücke über den Dorfbach steht. Daraufhin beschließt sie Geisha zu werden. Etwa sechs Jahre später bekommt Chiyo eine Chance zur Geishaausbildung im Omiya von Mameha, woraufhin sie zur der schönsten Geisha im ganzen Ort wird. Wie auch beim Sumoringen erhält eine Geisha auch einen Künstlernamen. So wird aus Chiyo Sayuri.

Die Geisha hat mich dann doch wieder an Filme wie 8 Frauen oder 2LDK erinnert, in denen Frauen gegeneinander intrigieren oder sich bis aufs Messer beziehungsweise bis auf die Kettensäge bekämpfen. Ganz so rabiat werden Sayuri, Mameha, Hatsumono und Kürbisköpfchen doch nicht, aber Gong Li, die Hatsumono spielt, knüpft stark an ihre Rolle in Die Rote Laterne von Zhang Yimou an.

Ausserdem ist Die Geisha noch ein lehrreiches Stück über Japan vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Für uns mag es komisch anmuten von "unserem Freund" Adolf Hitler zu hörem, aber Japan war genauso kriegstreiberisch wie Deutschland. Auf der anderen Seite halten sich noch starke traditionellen Zermonien wie das Geishawesen, die in einer industrialisierten Gesellschaft nicht mehr richtig ihren Platz haben. Wir Europäer stören uns an den starken Verpflichtungen der Menschen untereinander, zum Beispiel zwischen Geisha Hatsumono und Maiko (Lerngeisha) Kürbisköpfchen oder zwischen dem Geschäftsführer und Nobu, einem seiner Angestellten, der ihm in der Mandschurei das Leben gerettet hat.

Am Ende sind die Amerikaner als Besatzer in Japan angekommen, mit allen Verwerfungen, die solch eine Besatzung mit sich bringt. Und natürlich versteht der amerikanische Colonel Derricks die Aufgabe einer Geisha vollkommen falsch. Wer allerdings die heutige japanische Jugendkultur verstehen möchte, soll sich an Kürbisköpfchen ein Beispiel nehmen. Sie passt sich so ähnlich wie heutige Jugendliche an die neuen Zeiten an.

Etwas schade ist allerdings, dass die weiblichen Hauptdarstellerinnen mit Chinesinnen besetzt sind. Man möge mir diese Bemerkung verzeihen, aber Japanerinnen hätten eine etwas anderen Gesichtsausdruck und würden sich etwas anderes bewegen. Es hat mich leider den ganzen Film über etwas durcheinander gebracht, und das nicht etwa, weil die Fähigkeit einer Geisha darin besteht, einen Mann mit einem Blick aus dem Gleichgewicht zu bringen.

In Hanamachi gibt es ein Gedicht von einem Dichter namens Verlust. Es besteht aus drei Zeichen, die der Dichter ausradiert hat, um so den Verlust darzustellen. Geishas zum Beispiel müssen ihr Herz wegschließen, wenn sie ihren Patron, ihren Dannai, finden. Ich glaube, ich habe für meine Kinokarte von 5,50 Euro mein Herz im Kinosaal verloren.

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