Der letzte König von Schottland - in den Fängen der Macht

Nachdem ich mit Dame Helen Mirren als Queen Elisabeth II. in The Queen schon die beste Hauptdarstellerin der diesjährigen Oscarverleihung gesehen hatte, wollte ich mir unbedingt noch den besten Hauptdarsteller Forest Whitaker als Idi Amin antun. Ich finde es ja schon interessant, dass zwei Schauspieler für die Darstellung von Staatoberhäuptern geehrt werden, die unterschiedlicher nicht hätte sein könnten. Während Queen Elisabeth (die Königin von England) den Umständen beim Tod von Prinzessin Diana fast machtlos ausgeliefert ist, spiegelt Idi Amin die absolute willkürliche Macht, die nur einem Diktator zueigen ist. Kann es eigentlich noch Zufall sein, dass er sich selbst als Letzter König von Schottland ansah, nur um die Briten zu verspotten? Ist es Zufall, dass ein Großteil von The Queen in Balmoral Castle in Schottland spielt? War es eine göttliche Voraussehung, die die diesjährigen Academy Awards beflügelt hat? Die Antwort auf diese Frage überlasse ich Verschwörungstheoretikern.

Der letzte König von Schottland erzählt zuerst mal die Geschichte von Dr. Nicolas Garrigan, Sohn des schottischen Landarztes Dr. Garrigan, und noch ein bisschen auf der Suche nach sich selbst und seiner Aufgabe. Aufgrund einer sich drehenden Weltkugel landet er als Arzthelfer im ugandischen Dschungel, wo er einem alten britischen Arzt bei der Versorgung der einheimischen Bevölkerung helfen soll. Während Nicolas Ankunft gibt es einen kleineren Militärputsch, bei dem Idi Amin an die Macht kommt. Über die ausgewaschenen Straßen rollen Panzer, die mit allerhand bewaffneten Soldaten besetzt sind. Dennoch macht sich Nicolas keine größeren Sorgen, da er ja eh aus Abenteuerlust nach Uganda gekommen ist. Allerdings sind die Realitäten in diesem kleinen Nest doch nicht so ganz erfreulich. Ehrlich gesagt ist es recht langweilig und mühselig. Da ist eine Rede Idi Amins in der Nähe durchaus eine willkommene Abwechslung.

Leider hat der Präsident eine etwas unglückliche Begegnung mit einer Kuh, bei der seine Hand verletzt wird. Also wird Nicolas samt Arztgattin zum Unfallort kommandiert. Als Dank wird Nicolas zum Leibarzt Amins befördert und nach Kampala beordert. Aufgrund der Annehmlichkeiten ist die Entwicklungshilfestation recht schnell vergessen, auch wenn die Nähe des Präsidenten andere Probleme bereitet. Dafür ist man ja einer der zwei engsten Berater des Präsidenten. Es ist übrigens ganz interessant anzumerken, dass die Memoiren der Leibärzte Maos und Stalins gewissen Erfolg an der Bücherlädenkassen hatten. Anscheinend sind Ärzte die einzigen Leute, denen Diktatoren noch einigermaßen vertrauen können. (Posthum allerdings auch nicht mehr.)

Nicolas und der Kinobeobachter bekommen nur sehr spät etwas von den ganzen Gräueltaten mit, die Idi Amin verantworten musste. Die Zeit hatte sich darüber etwas aufgeregt. Ich persönlich halte es lieber mit Hotel Ruanda,wo alles nur indirekt gezeigt wird. Das bisschen, was man in Der letzte König von Schottland zu sehen bekommt, hat mir schon gereicht.

Der Oscar für Forest Whitaker ist definitiv gerechtfertig, auch wenn ich diesmal nicht die Leistung im englischen Original bewundern konnte. Das Cinestar hat sein Originalversionenangebot momentan recht stark ausgedünnt, so dass ich dann auch ins Cinema gehen konnte. Für Der letzte König von Schottland gibt es 10 von gezahlten 6,50 Euro, auch wenn es nicht ganz klar blieb, was Fiktion und was Realität war.

Zur alphabetischen Filmliste
Zur chronologischen Filmliste

Zur Homepage