Yann Martel hat mit seinem Buch Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger eine Erzählwelt geschaffen, die sich nicht so
einfach auf die Leinwand bannen lässt. Es geht um das Leben von Piscine Molitor Patel, geboren in Pondicherry,
Indien, als Sohn des örtlichen Zoobesitzers. In der Schule ändert er seinen Namen in Pi, um den Hänseleien seiner
Mitschüler zu entgehen. Neben seinem Glauben an den Hinduismus wird er auch noch Christ und Muslim. Doch sein Leben
ändert sich erst vollständig, als sein Vater beschließt, mit den Zootieren nach Kanada auszuwandern. Kurz nach
Manila geht das Schiff mit einem Rülpser unter. Plötzlich befindet sich Pi Patel mit Richard Parker, dem Tiger des
Zoos, und einigen anderen geretteten Tieren auf dem einzigen verbliebenen Rettungsboot.
Rein technisch muss ich noch anmerken, dass ich Life of Pi in der synchronisierten 2D-Version im tamilischen,
französischen und japanischen Original mit gut lesbaren Untertiteln gesehen. Regisseur Ang Lee, der auch
Gefahr und Begierde sowie Taking Woodstock
gedreht hat, setzt wie auch schon ansatzweise in Taking Woodstock auf schöne Bilder und den Kampf zwischen Mensch
und Tiger. Die verrückte Welt Yann Martels benötigt sowieso schon ein wahres Heer an digitalen Künstlern, weil sich
die Bootsinsassen nie in realiter drehen ließen. Dann kann man auch diese nutzen, um den Tiger aus allen möglichen
Perspektiven angreifen zu lassen. Das hätte ich als Regisseur auch gemacht. Als Zuschauer fühlte ich mich etwas zu
sehr an die alte psychologische Kiste vom angreifenden Säbelzahntiger und dem darauf folgenden Adrenalinausstoss
erinnert. Ich bin momentan froh, dass ich nur die zweidimensionale Version erwischt habe.
Meine Wertung für Life of Pi liegt bei 3 von gezahlten 7,30 Euro. Die schönen Bilder hätten noch 10 Euro ergeben,
aber ein paar zu starke Verkürzungen gegenüber der Buchvorlage und vor allem Richard Parker in allen möglichen
Attacken reduzieren den Gegenwert doch deutlich.