Mistress America

Kennen Sie Leute, mit denen immer wieder ihre Phantasie durchgeht? Und damit meine ich nicht wilde Assoziationen, die nur bedeuten, dass bei einem Gespräch mit dem Inhalt völlig unverbundene Sachen durch den Kopf gehen. Sondern Pläneschmiede, bei denen jeder von außen sagen würde, tue es dir nicht an, es wird nicht funktionieren. Die Idee ist zwar gut, aber die Umsetzung wird dich sicher in den Wahnsinn treiben. Bei Frances aus Frances Ha konnte man dieses Gefühl schon haben. Jetzt hat dasselbe Autorenteam, Noah Baumbach und Greta Gerwig, Mistress America geschrieben, den ich gestern im englischen Original mit gut lesbaren Untertiteln gesehen habe.

Tracy geht in New York aufs College, um dort Literatur zu studieren. Sie versteht sich ganz gut mit Tony, der genauso wie sie in den Möbius-Literatur-Club aufgenommen werden möchte. Die Aufnahme erfolgt nur über ein Bewerbungsschreiben, sprich literarisches Werk, welches im Briefkasten des Clubs eingeworfen wird. Wenn man angenommen ist, bekommt man während der Nacht eine Sahnetorte ins Gesicht geworfen. Der erste Versuch klappt nicht und Tracy stellt eines Tages fest, dass Tony eine Freundin namens Nicolette hat. Also ist das Leben in New York irgendwie doof. Tracys Mutter hat einen Mann im Internet kennengelernt, den sie an Thanksgiving heiraten möchte. Dessen Tochter namens Brooke wohnt auch in New York und so entschließt sich Tracy, Brooke anzurufen.

Es ist irgendwie nicht so ganz klar, welchen Beruf Brooke hat. Denn sie erscheint immer wieder in den Klatschspalten der Presse, möchte ein Restaurant eröffnen, welches ein Ort des Zusammenseins sein soll, in dem es auch ein Geschäft gibt und wo man sich auch die Haare schneiden lassen kann. Sie ist Fitnesstrainerin und hat einen griechischen Freund, Stavros, der aber momentan in Griechenland lebt. Sowieso ist sie mit ihrer ehemaligen Freundin Mamie-Claire über Kreuz, nachdem diese ihr eine T-Shirt-Idee und ihre Katzen gestohlen hat und ihren Exfreund Dylan geheiratet hat. Es gibt viel Unvollendetes in Brookes Leben, auch die Idee zu einem Roman namens Mistress America. Tracy ist von Brooke dermaßen angetan, dass sie mehr Zeit mit ihr verbringt und irgendwie wirkt es, als könnte sie Brooke dabei helfen, die Sachen zu Ende zu bringen. Auf jeden Fall schreibt Tracy nach der ersten Begegnung eine Kurzgeschichte namens Mistress America. Richtig chaotisch wird es jedoch erst, als Stavros sein Investment in Brookes Restaurant zurückzieht, nachdem er im Internet ein Foto von Brooke gesehen hat, auf dem sie den Bassisten einer Band küsst. Griechische Männer können eifersüchtig sein.

Wie Frances Ha ist Mistress America auf New York beschränkt, auch wenn es einen Ausflug nach Greenwich, Connecticut, gibt, welches aber auch nur ein Vorort von New York ist, in dem neben Karl Theodor zu Guttenberg die Reichen New Yorks leben. Mit einer Mischung aus Screwball-Komödie und literarischem Quartett erinnert Mistress America an Filme von Woody Allen, obwohl die Musikauswahl einen eher 80er Jahre Geschmack auf den Plattenteller bringt. Von mir gibt es für Mistress America 9 Euro für meine Kinokarte von 8 Euro.

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