Lost in Translation

Erstmal einen Nachtrag zu Don's Plum. Die Dänen haben tatsächlich 1:1 Unentschieden gegen die USA gespielt. Zur Nachahmung möchte ich diese Tippweise aber nicht empfehlen. Ich habe mir gestern abend Lost in Translation in der Originalversion auf Englisch, Japanisch und Deutsch gegeben. Die deutsche Version soll untertitelt sein, was ich persönlich für ein Verbrechen am Film halte. Also nach Möglichkeit das Original ansehen.

Lost in Translation handelt genau wie L'auberge espagnole von jemanden, der sich in einem fremden Land zurecht finden muss. Bill Murray spielt Bob Harris, einen alten Hollywoodschauspieler, der seine besten Zeiten hinter sich hat, aber noch bekannt genug ist, um in Japan Werbung für einen Whiskey zu machen. "When it needs to be pleasure times - it's Santori times." Nicht nur dass er diese Werbung machen muss, auch die Umstände lassen ihn verzweifeln: "This is just icetea. I need a real one when I'm finished." Kein Wunder wenn man eine halbe Minute mit Anweisungen vom Regisseur zugetextet wird und die Übersetzerin einem erklärt: "Look in the camera." - "I think he said more."

Da kann es nichts schöneres geben, als dass einem der Zwangsaufenthalt dadurch verlängert wird, weil man noch in einer Fernsehsendung auftreten muss. Ich habe mich schon immer gefragt, wie sie irgendwelche Hollywoodgrößen fühlen, wenn Sie bei Wetten dass..? auftreten dürfen. Du kennst die Labertasche auf der anderen Seite zwar nicht, aber dein Agent hat versichert, dass dieser Auftritt ganz wichtig für Deine Karriere sei.

Im Hotel wohnt zum Glück noch Charlotte. Ihr Mann John ist Fotograph und reist durch Japan, um eine Rockband zu photographieren. Für ihn ist alles ganz cool, besonders als er die Schauspielerin Kerry (oder auch Kelly, wird ja beides auf Japanisch gleich ausgesprochen) trifft, für die er sich mehr als für Charlotte zu interessieren scheint. Charlotte sitzt derweilen im Hotelzimmer und langweilt sich. Bis sie auf Bob trifft, der sich auch langweilt. Gemeinsam versuchen sie aus der Woche bis zu Bobs Rückflug das Beste zu machen.

L'aust, Verzeihung, Lost in Translation lebt von der unwahrscheinlichen Physiognomie Bill Murrays. Irgendwie schafft er es total gelangweilt dreinzuschauen, ohne für die Japaner unnatürlich zu erscheinen. Man könnte glatt von einem kongenialen Faltenwurf seines Gesichts sprechen. Auffallend für einen amerikanischen Film ist, dass endlich mal alle in verschiedenen Sprachen sprechen. Die Japaner werden nicht ins Englische übersetzt. Auch die Untertitel bleiben weg. Sie gehen zum Beispiel ins Krankenhaus und alle sprechen Japanisch ohne Rücksicht auf Verluste. Für mich war es zum Teil noch lustiger, weil ich zum Teil das Japanische verstanden habe. Aber Japanischkenntnisse sind keine Voraussetzung für Lost in Translation. Es zählt einfach das Gefühl, "es ist schön, was Du jetzt gesagt hast, aber ich habe nichts verstanden."

Ich weiß jetzt nicht, was ein doppelter Santori in Japan kostet, aber für Lost in Translation hebe ich mal einen Whiskey im Wert von 1200 Yen (etwa 10 Euro) auf meine Eintrittskarte von 8 Euro.

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