Ramen Shop, den ich gestern im englischen, japanischen, Mandarin-chinesischen und kantonesischen Original mit gut lesbaren
Untertiteln gesehen habe, ist nach Kukuschka das zweite Werk, in dem es besser ist, die
Originalversion beizubehalten. Bei Die Taschendiebin wäre es wohl auch besser
gewesen, aber das habe ich noch nicht überprüfen können.
Masato arbeitet im Ramen-Laden seines Vaters Kazuo in Takasaki, im ländlichen, also noch originalen Japan. Tokio ist
natürlich nicht das richtige Japan, wie in neulich bei einem Stammtisch der deutsch-japanischen Gesellschaft in Braunschweig
überhört habe. Masatos Mutter ist schon vor Jahren gestorben und irgendwie rafft es auch Kazuo hin. Also macht sich Masato
auf die Suche nach seiner Vergangenheit, denn er ist in Singapur geboren und fährt dorthin, wo er die Japanerin Miki trifft,
mit der er schon zu Rezepten in Kontakt war und die ihm bei der Suche nach seinen Wurzeln helfen soll.
Singapur ist trotz seiner südlichen Lage eher chinesisch geprägt und so ist für Masato nur eine Verständigung auf Englisch
möglich, wenn nicht Miki ihn mit ihren Chinesischkenntnissen unterstützt. Singapur ist dafür bekannt, alle möglichen
Einflüsse aus den verschiedenen asiatischen Küchen aufzunehmen. So ist es kein Wunder, dass sich Ramen Shop hauptsächlich um
Speisen dreht, sei es die Zubereitung von Ramen oder einer Spezialität aus Singapur, den Pak kuh teh. Pak kuh teh ist eine
Verballhornung aus dem chinesischen Wort für Schweinerippchen (排骨 - paigu) und tea,
wobei es sich um in einer besonderen Kräutermischung gekochte Schweinerippchen handelt. Masatos Onkel arbeitet in einem
Restaurant, in dem diese Art von Schweinerippchen angeboten werden. So haben sich auch Masatos Eltern kennengelernt.
Singapur ist im Jahre 1942 von japanischen Truppen besetzt worden, die sich nicht unbedingt bestens aufgeführt haben. In
China Japanisch zu sprechen, kommt nicht unbedingt gut, vor allem weil der ganze Hass noch nicht aufgearbeitet worden ist.
Ich hatte es im Zuge des 70-jährigen Jubiläums des Sieges über den Faschismus im Jahre 2015 in Beijing selbst gespürt, wie
emotional aufgeladen die Atmosphäre war, konnte es aber nicht einordnen. Masatos Mutter ist chinesischer Abstammung, so dass
die Heirat mit einem Japaner einfach nur unmöglich war. Und dies spiegelt sich in dem Unwillen Masatos Großmutter wider,
diesen zu empfangen.
Ramen Shop schafft es durch die Verknüpfung von mehreren Zeitebenen ein emotional dichtes Bild für die Zerwürfnisse in
Masatos Familie zu zeigen und dennoch auch die Verbindung über die gemeinsamen Geschmackerlebnisse herzustellen. Irgendwie
war es auch ein optischer Genuss, beim Kochen und Essen zuschauen zu dürfen. Von mir gibt es 15 von gezahlten 9 Euro für
Ramen Shop. Dabei finde ich es sehr interessant, dass die Inhaber von My Noodlehouse oder mit dem japanischen Namen
万里香 auf der Oststrasse hier in Düsseldorf auch ein japanisch-chinesisches
Ehepaar sind. Irgendwie wäre dies in China vielleicht auch nicht möglich gewesen.