Rojo

Ich weiß auch nicht, was den Vertrieb bewogen hat den Titel von Rojo aus dem Jahr 2018, den ich gestern im spanischen, französischen und englischen Original mit meist lesbaren Untertiteln gesehen habe, mit dem Zusatz "Wenn alle schweigen, ist keiner unschuldig" zu ergänzen. Auf jeden Fall spielt Rojo irgendwo in einer argentinischen Provinz im Jahr 1975. Es ist ein unruhiges Jahr, denn ein Militärputsch wird jeden Tag erwartet. Und tatsächlich sollte sich dieser im folgenden Jahr dann auch ereignen.

Claudio ist Anwalt in einem kleinen Ort, in dem ein verlassenes Haus in einer nahezu schwedisch anmutenden Szene langsam von den Nachbarn geplündert wird. Claudio selbst wartet an einem Frühlingsabend in einem überfüllten Lokal auf seine Frau, die wie immer zu spät kommt. Da er alleine einen Tisch blockiert, wird er von einem jungen Mann angesprochen, der mehr Hunger hat und schnell was essen will. Dieses Streitgespräch entwickelt sich auf eine ungewöhnliche Weise und am nächsten Tag nimmt Claudio wieder seine Arbeit auf. Es passiert sonst nicht viel in diesem Ort und die spannendsten Neuigkeiten bestehen aus dem Umgang der Provinzregierung mit einer Gruppe Cowboys aus dem Bruderstaat USA.

Ich fühlte mich irgendwie an Om det Oändliga erinnert, was die Langsamkeit des Erzählrhythmus anbelangt. Auch wenn ich vorhin von wenig Neuigkeiten sprach, bedeutet dies nicht, dass Rojo spannungslos sei. Vielleicht liegt es am Spanischen und der zeitlichen Nähe, dass ich mich an La Isla Mínima erinnert fühlte, der auch den Stimmungen der Einwohner lebte. Insgesamt lohnt sich Rojo wegen der ungewöhnlichen Erzählweise und erhält von mir 15 von gezahlten 9 Euro.

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