Ryuichi Sakamoto Coda ist ein Dokumentarfilm über den japanischen Musiker Ryuichi Sakamoto, den ich gestern in japanischer,
englischer und russischer Originalversion mit gut lesbaren Untertiteln gesehen habe. Ryuichi Sakamoto ist neben Ludovico
Einaudi einer meiner Lieblingskomponisten für moderne Klaviermusik. Er hat sich hauptsächlich mit Filmmusiken einen Namen
gemacht. Für die Filmmusik von Der letzte Kaiser hat er sogar einen Oscar gewonnen. Dabei war er in Der letzte Kaiser nur als
Schauspieler vorgesehen. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass in Ryuichi Sakamoto Coda auch Ausschnitte aus den
musikalisch untermalten Filmen auftauchen.
Ryuichi Sakamotos Musik hat ätherische und dabei entspannende Eigenschaften. Ryuichi Sakamoto Coda fängt zwar mit einem
Konzert zum Gedenken an die Opfer des Tsunamis und der Nuklearkatastrophe von Fukushima an, erlaubt in Rückblicken und
Szenen aus den Ateliers Sakamotos dennoch einen Einblick in seine Arbeitsweise als Komponist. Sakamotos Klangverständnis ist
vom Klavier geprägt, dessen Ton nach einer gewissen Zeit verklingt. In seiner Zeit beim Yellow Magic Orchestra hat er jedoch
auch die Möglichkeiten des Computers schätzen gelernt. Wenn etwas schneller gespielt werden soll, als es mit den Fingern
möglich ist, übernimmt das dann der Computer. Geschwindigkeitsdrills wie bei Whiplash sind
also unnötig. Basierend auf dieser Erfahrung komponiert Ryuichi Sakamoto auch viel, indem er am Computer verschiedene Klänge
zusammenstellt.
Seit den 1990er Jahren nimmt die Natur einen höheren Stellenwert im Leben Sakamotos ein. Er setzt sich dadurch mehr mit
politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen auseinander, was sich auch in der Thematik und der Klangwelt seiner Werke
widerspiegelt. In der Oper Live setzt er sich mit den Atombombenabwürfen auf Japan auseinander. Ein Stück namens Glacier
enthält Klänge, die er auf einer Fahrt zum Nordpol aufgenommen hat. Ein anderes Stück wiederum hat er auf einem Klavier
eingespielt, dass den Tsunami im Wasser treibend überstanden hat. Ähnlich wie in
Breathing Earth: Susumu Shingus Traum wird in Ryuichi Sakamoto Coda deutlich, dass eine
gewisse Philosophie hinter der Musik Sakamotos steckt, auch wenn er durch die Behandlung seiner Krebserkrankung in seiner
Leistungsfähigkeit eingeschränkt wird. Von mir gibt es für Ryuichi Sakamoto Coda 15 von gezahlten 9,50 Euro.