Tan de repente / Aus heiterem Himmel

Tan de repente war dann der dritte südamerikanische Film in einer Woche. Nach City of God und Die Versuchung des Padre Amaro war ich richtig froh, dass Tan de repente etwas kontemplativer war, schön beruhigend.

Ich bleibe jetzt beim spanischen Titel, weil der Film in Originalfassung mit Untertiteln lief. Und ich möchte diese Gelegenheit noch einmal nutzen, um der Untertitelfirma meinen überschwänglichen Dank dafür auszusprechen, dass sie weisse Untertitel auf einen weissen Hintergrund gesetzt haben. Um die Augen der Zuschauer vor allzu großen Kontrastschocks zu bewahren, empfiehlt es sich natürlich gerade an diesen Stellen solche Mittelchen wie Schattierungen um die Buchstaben wegzulassen.

Den Zuschauern, die dann mit etwas Übung sich an das argentinische Spanisch gewöhnt haben und auf diese Weise 30% mehr vom Film verstehen können, bietet sich dann ein nettes Filmchen. Er spielt im wirtschaftskrisengeschüttelten Argentinien des Jahres 2002. Die Filmschaffenden konnten sich nicht einmal mehr Farbfilm leisten, so dass der Film in Schwarzweiss gedreht ist. Lenin und Mao (übrigens weibliche Wesen) würde man als Straßenkinder bezeichnen, wenn sie dafür nicht zu alt wären. Sie vertreiben sich die Zeit mit eher sinnlosen Dingen. Eine von den beiden hat plötzlich die Idee, sie habe sich in Marcía verliebt und möchte mit ihr schlafen.

Marcía wäre figürlich ein Supermodel für Rubens gewesen. Sie arbeitet in einem Geschäft für Damenunterwäsche (nicht dass das jetzt gerade verkaufsfödernd wäre). Mein persönliches Highlight war übrigens, dass ein Schauspieler aus Die Versuchung des Padre Amaro als Unterwäschelieferant in dem Laden auftauchte, so zwei Tage, nachdem ich ihn in einem anderen Film gesehen hatte. Aber nun zurück zum Wesentlichen.

Die drei (Lenin, Mao und Marcía) machen sich auf den Weg aus Buenos Aires raus. Sie kapern ein Taxi, und irgendwie hatte ich das Gefühl, sowas schon einmal gesehen zu haben: Und zwar in 19. Nur dieses Mal endet die Fahrt in Rosario bei der Großtante von Lenin. Und jetzt beginnt der schöne Teil des Films. Wie halten sich Leute über Wasser, wenn die Wirtschaft schlecht ist? Da wäre zum einen die Großtante, dann noch ihre zwei Untermieter: Delia, eine Malerin, und Felipe, ein Biologiestudent. Damit plätschert Tan de repente die letzte halbe Stunde vor sich hin, und erzählt uns völlig unmotiviert das argentinische Landleben.

Weil ich überhaupt nichts erwartet habe, kommt Tan de repente jetzt besser weg als Die Versuchung des Padre Amaro. 7 von gezahlten 6,50 Euro. Ich würde aber den Padre Amaro für weitaus spannungsreicher halten. Tan de repente ist eher was zum Einschlafen.

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