Gundermann

Gundermann, der neueste Film von Andreas Dresen, beschäftigt sich mit verschwundenen und verschwindenden Zeiten, so dass Gundermann in 20 Jahren nur mit deutlich erhöhten Aufwand zu drehen wäre. Gundermann beschäftigt sich mit dem Leben des Liedermachers Gerhard Gundermann, der im Jahre 1975 zur Singgruppe Hoyerswerda stößt, die sich später in Brigade Feuerstein umbenennt. In einer zweiten Zeitebene zeigt Gundermann die Nachwendezeit, in der Gundermann mit der Seilschaft neue Erfolge erzielt. Bei der heutigen Diskussion um Parallelgesellschaften ist mir erschreckenderweise aufgefallen, dass aus Sicht der DDR auch die damalige BRD eine Parallelgesellschaft war. Bis jetzt war mir Gundermann völlig unbekannt.

Gerhard Gundermann ist ein Kind der DDR, der aufgrund seines Lebensumfelds soviel Kommunismus aufgeschnappt hat, dass er an alle Ideale glaubt, die man ihm erzählt hat. Nur hat der real existierende Sozialismus nur wenig mit den kommunistischen Idealen zu tun. Da Gundermann eine eigene Meinung hat, eckt er immer wieder an. Nachdem er kein Loblied auf unseren General singen möchte, fliegt er von der Offiziersschule der NVA und wird Hilfsarbeiter im Braunkohlebergbau. Seine Gesangskarriere läuft auch gut an, und so wird er als der singende Baggerarbeiter bekannt. In den offiziellen Organisation läuft es etwas schwieriger, da er den demokratischen Zentralismus in Frage stellt. In der Nachwendezeit holt Gundermann seine Vergangenheit als Stasimitarbeiter ein. Dabei hatte er selbst immer wieder mit Auftrittsverboten zu kämpfen.

Gundermann lebt von der unglaublichen Ausdrucksstärke von Gundermanns Liedern, die es schaffen, auf melancholische Weise das tägliche Leben zu beschreiben. Ich finde es ja erstaunlich, dass es systembedrohend ist, wenn jemand darüber singt, wie schmutzig Braunkohlebergbau ist. Gleichzeitig wünschte ich mir, wir im Westen hätten mehr von dieser Ausdruckskraft mitbekommen. Mich hat die Aufarbeitung der Vergangenheit etwas an Suite Française - Melodie der Liebe erinnert, wo auch nicht ganz klar ist, ob die Kollaboration mit den Deutschen dem französischen Volk nützt. Wie schon bei In den Gängen scheinen dieses Jahr die interessanten Filme im Osten unseres Land angesiedelt zu sein. Von mir gibt es für Gundermann 18 von gezahlten 8,50 Euro.

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