Okay

Okay ist wieder einmal ein dänischer Film. Ich bin hineingegangen, um die psychologischen Abgründe unserer nordischen Nachbarn weiter zu ergründen. Ausserdem wird Okay ja vom Verleih als Komödie angepriesen.

Okay ist ein grässliche Komödie, weil es keine ist. Ich weiß beim besten Willen nicht, wer immer auf die Idee kommt, ein Film mit etwas anspruchsvollerer Handlung, bei dem man an etwa zehn Stellen lachen kann, sei eine Komödie. Für mich zeichnet sich eine gute Komödie dadurch aus, dass die Hauptdarsteller sich aufgrund irgendwelcher Umstände authentisch, aber nicht in den Gesamtzusammenhang passend verhalten. Daraus entsteht dann eine gewisse komische Spannung wie zum Beispiel in Elling (Verrückte - normaler Alltag), Vaya con Dios (Mittelalter - Moderne) oder Kick it like Beckham (Indisches Kleinbürgertum - Englisches Kleinbürgertum). Auf die Unverträglichkeit der Worte Deutsch und Kömodie möchte ich hier gar nicht erst eingehen.

Also zurück zum Thema: Okay ist nichts anderes als ein normaler dänischer Film. Normale dänische Filme wie Kleine Missgeschicke oder Open Hearts handeln von einer Familie, die klappriges Auto besitzt, bei der mindestens ein Familienmitglied reif für die Klapsmühle und/oder schwul oder lesbisch ist und mindestens ein Ehemann der Großfamilie eine außereheliche Beziehung pflegt. Irgendwie schaffen sie es dann, die Eheprobleme außergerichtlich zu lösen. Na ja, im Normalfall zieht der Mann dann eben aus. Da ist nicht komisches dabei.

So die Handlung hätten wir damit erledigt. Jetzt brauchen wir noch das Inventar, sprich die Familienmitglieder: Mit gefühlten 60% Spielfilmzeit ist Nete (eigentlich Agnete), gespielt von Paprika Steen, viel zu oft auf der Leinwand zu sehen. Sie ist die Mutter in der Familie. Eine Powerfrau, deren Chef auf dem Arbeitsamt nicht viel zu sagen hat, die Arbeitslosen auch nicht. Sie träumt von einer heilen Familie und ist bereit, dafür alle Hebel in Bewegung zu setzen. Das bedeutet auch, dass ihr kranker Vater unbedingt zur ihr nach Hause ziehen muss, damit er die letzten Wochen noch schön verbringt. Ausserdem soll er sich noch mit Netes Bruder Martin versöhnen. Er ist schwul, Eigentümer einer Sushibar, Samenspender in spe für ein lesbisches Pärchen, und hat seit seinem Coming-Out vor acht Jahren nicht mehr mit seinem Vater gesprochen.

Kristian, Netes Mann, seines Zeichens Literaturprofessor und erfolgloser Schriftsteller, hat da nicht viel zu melden. Trine (eigentlich Katrine), ihre vierzehnjährige Tochter auch nicht. Nete hat alles im Griff, und doch scheint ihr alles zu entgleiten. Der Einzug des Vaters schmeisst alle Regeln über den Haufen. Netes Scheitern zeigt schön, dass das Gegenteil von gut nicht böse, sondern gut gemeint ist.

7 von gezahlten 8 Euro. Ihr wollt doch auch alle, dass es unserer Familie gut geht.

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