Ich hätte nicht gedacht, dass Parasite den Oscar für den besten Film erhalten könnte.
Jojo Rabbit unter der Regie von Taika Waititi, der auch schon bei 5 Zimmer, Küche, Sarg
Regie geführt hatte, hat den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch gewonnen. Ich habe mir gestern Jojo Rabiit im englischen
und deutschen Original mit meistens gut lesbaren Untertiteln angesehen und möchte gerade keine Diskussion darüber entfachen,
was für einen Akzent die Schauspieler hatten. Einem Interview zufolge wird im englischen ein deutscher Akzent gesprochen,
ich fand ihn hingegen ziemlich neuseeländisch.
Wir schreiben das Jahr 1944. Der zehnjährige Junge Johannes, der von allen nur Jojo gerufen wird, ist ein begeistertes
Mitglied der Hitlerjugend, die darauf getrimmt wird, alle möglichen Fremden als Feinde zu sehen. Allerdings schafft es Jojo
nicht, ein Kaninchen umzubringen, so dass er den Spitznamen Hasenfuß, also im englischen Original Rabbit, bekommt. Um diese
Scharte auszuwetzen, schnappt er sich bei Granatenwurftraining eine Granate, die er jedoch so unglücklich wegwirft, dass er
bleibende Verletzungen erfährt und nicht mehr für Kriegsdienste zu gebrauchen ist. Jojo Rabbit erscheint immer wieder der
Führer persönlich und auch dieser hatte die Idee, alle Formen von Schwachheit Jojo Rabbits auszumerzen. Man könnte sagen,
dass diese Pläne des fiktiven Adolf Hitlers - wie vieles in der Endphase des Zweiten Weltkrieges bezüglich des realen Adolf
Hitlers - irgendwie an der Realität vorbeigehen.
Jojos Familie besteht zu diesem Zeitpunkt nur aus seiner Mutter Rosie. Der Vater ist in Italien an der Front und die ältere
Schwester Inge ist seit ein paar Jahren verstorben. Als Rosie eines Tages nicht zu Hause ist, entdeckt Jojo eine Tür in einer
der Wände, hinter der sich ein jüdisches Mädchen versteckt. Dieses Mädchen namens Elsa erweist sich viel stärker als Jojo,
weswegen sie ihm auch sein Hitlerjugendmesser abnehmen kann. Außerdem droht sie Jojo umzubringen, wenn er seiner Mutter
verrät, dass er von ihr weiß. Jojo ist in einer Zwickmühle, möchte aber alles Mögliche von dem Mädchen über die Juden lernen,
um es in einem Buch zu verewigen.
Nach Jojo Rabbit bin ich überzeugt, dass es in Neuseeland alleine schon wegen des Akzentes keine Diktatur geben kann, weil
jegliche aufwieglerischen Ansprachen zu komisch klingen. Ähnlich wie Suite Française zeigt
Jojo Rabbit, dass die Freundes- und Feindeslinien nicht so klar verlaufen, wie sich das in Schwarz und Weiß malende Politiker
manchmal vorstellen. Dadurch dass in der noch recht normal wirkenden Kulisse von Jojo Rabbit die Nöte des Krieges
ausgeblendet wirken, konzentriert sich die Handlung auf die Gewissensfragen. Gleichzeitig ist Jojo Rabbit eine total skurrile
Komödie, bei der ich nicht wissen möchte, wie die deutsche Synchronisation den besten, aber auch schmerzhaftesten Witz über
German Shepherds ins Deutsche übertragen hat. Das Komödienhafte in Jojo Rabbit erleichtert einen auch über die etwas düsteren
Passagen hinweg.
Ich hatte gehört, dass Jojo Rabbit gut geeignet sein soll, um Kinder den Umgang mit der Nazidiktatur nahezubringen. Ich
finde, dass er auch für Erwachsene durchaus passt und vergebe 20 von 10 gezahlten Euros.