Paralleluniversen sind einfach etwas Schönes. Man stelle sich vor Carles Puyol hätte im Spiel gegen Deutschland
nicht getroffen, es hätte Elfmeterschießen gegeben und im Spiel gegen Holland wäre Deutschland Weltmeister
geworden. Ach ja, wäre das schön…
Nemo Nobody hat ein ähnliches Luxusproblem. Er feiert am 11. Februar 2092 seinen 117. Geburtstag und ist damit der
älteste und letzte sterbliche Mensch. Die Wissenschaft ist mittlerweile soweit, dass man die Menschheit durch
Teleomerisierung unsterblich gemacht hat. Nur Nemo Nobody hat man irgendwie vergessen. Seine letzten Worte sollen
live auf den zukünftigen Telemedien durch den Äther rauschen. Deswegen hat man in dem Krankenhaus, in dem Nemo
Nobody liegt, auch keine Interviews zugelassen. Nur ein tapferer Reporter versucht mit einem geradezu
vorsintflutlichen Tonbandgerät, Nemo Nobody die wichtigsten Fragen über sein Leben zu entlocken.
Doch Nemo Nobody hatte kein einfaches Leben: Er hat mindestens dreimal in derselben Kirche unterschiedliche
Frauen geheiratet, nämlich Anna, Elise und Jean. Mit allen ist er mehr oder weniger glücklicher Familienvater
geworden, je nachdem, ob ihn die Wirrungen von England nach Canada geführt haben, oder auch nicht. Eines scheint
zumindest sicher zu sein: Nemo Nobody hat eine Abneigung gegen Wasser in Form von Swimmingpools und mag
spektakuläre Unfälle. Der Stuttgarter Hauptbahnhof scheint ihn übrigens auch zu interessieren wie die Grenzen der
wissenschaftlichen Theorien.
Mr. Nobody, übrigens eine deutsch-belgisch-französisch-kanadische Koproduktion, erinnert von der Erzählweise
stark an Hero, The Fountain und
The three burials of Melquiades Estrada. Mit denselben Darstellern wird
immer wieder ein anderer Sachverhalt abgebildet, so dass man sich in Kombination mit der nicht-chronologischen
Erzählung à la Memento oder Prestige alles langsam
zusammenbasteln darf. Erst gegen Ende wird einem die Komplexität von Mr. Nobody vollends bewusst. Zum Glück gibt
es dann auch eine Auflösung für die Vielfalt der Erzählungen. Zumindest bleibt noch die Hoffnung, dass am 12.
Februar 2092 um 5:50 Uhr die Zeit rückwärts zu laufen anfängt, weil das Universum sich zu kontrahieren anfängt.
Von mir gibt es 12,30 Euro (Preis eines Einzeltagestickets im Verkehrsverbund Stuttgart für alle Zonen) für meine
Kinokarte von 7,50 Euro.